"El Mundo" (Madrid)

"Österreich hat keine Angst vor Experimenten in der Politik. Nach einer Koalitionsregierung aus Volkspartei und Ultrarechten, die in vorgezogenen Wahlen endete, wird das Schicksal der Alpenrepublik in die Hände der Volkspartei und der Grünen übergehen. Ein beispielloses Format in diesem Land, das auf eine Art und Weise erreicht wurde, die fast unmöglich erschien, quasi eine Quadratur des Kreises. Drei Monate Verhandlungen und viel Filigranarbeit waren notwendig, damit die ÖVP von Sebastian Kurz und die Grünen mit Werner Kogler an der Spitze sich auf eine Linie in Fragen der Migration und Umwelt verständigen konnten. (...) Ob aus politischer Verantwortung heraus oder dem Streben nach Macht - mit ihrem noch nie da gewesenen Bündnis haben Kurz und Kogler schon jetzt Geschichte geschrieben."

"Daily Sabah" (Ankara)

"Es ist wichtig zu erwähnen, dass diese Koalition nicht aus einer Notwendigkeit heraus entstanden ist. Wenn die ÖVP gewollt hätte, hätte sie anstatt mit den Grünen leicht eine Koalition mit der SPÖ oder der FPÖ, die zu der Zeit noch nicht bröckelte, bilden können. Andererseits hätten auch die Grünen, wenn sie das gewollt hätten, einfach in die gewohnte Rolle der Opposition zurückkehren können. Aber sie taten es nicht. Die ÖVP-Grüne-Koalitionsregierung wurde durch Entscheidungen auf beiden Seiten möglich. Vielleicht nicht nur in Österreich, aber in Europa generell, angefangen in Deutschland, gab es die Notwendigkeit, ein neues Koalitionsmodell auszuprobieren, um mit den populistischen Parteien mithalten zu können. Dieses Modell wird jetzt erstmals in Österreich ausprobiert."

"Courier International" (Paris, Online)

"Österreich wird von einer beispiellosen Koalition aus den Konservativen von Sebastian Kurz und den Grünen angeführt. Zwei Parteien mit einer politischen Ausrichtung, die so weit voneinander entfernt ist, dass ihr gemeinsames Programm entscheidend für den Fortbestand ihrer Allianz sein wird. Mit der Ankündigung der erfolgreich abgeschlossenen Verhandlungen mit den Grünen am Mittwochabend, dem ersten Tag des Jahres, wollte der Chef der Rechtskonservativen (Kurz, Anm.) sein zweites Mandat unter das Zeichen der Erneuerung stellen: Die Beteiligung der Grünen in Österreich an der Regierung ist beispiellos und stellt einen Wendepunkt nach dem Bruch der vorhergehenden Allianz zwischen Rechts und Ultrarechts dar. (...) Diese österreichische Erfahrung ist Teil der politischen Neuausrichtung in vielen europäischen Ländern, in denen der Aufstieg der Populisten und der Vorstoß der Grünen, die von der Dringlichkeit der Klimafrage getragen werden, die Karten neu gemischt haben."

"Delo" (Ljubljana)

"Der junge, konservative Führer, der dafür kritisiert wurde, die extremen Rechten zu 'normalisieren' und dessen Regierung mit den Freiheitlichen von manchen als Modell für Radikalisierung der traditionellen zentraleuropäischen Rechten gesehen wurde, wird nun der Pionier eines anderen Projektes - der Inklusion der aufstrebenden Umweltbewegungen in den politischen Mainstream. Paradoxa der Geschichte."

"Mittelbayerische Zeitung" (Regensburg)

Die neue Regierung in Österreich ist die beste, die es seit Jahrzehnten gab. Denn erstmals werden nun Veränderungen angegangen, die einer derart privilegierten und erfolgreichen Volkswirtschaft und einer derart gebildeten und reichen Gesellschaft, schon längst zugemutet werden hätten können. (...) Vielleicht wird Schwarz-Grün scheitern, möglicherweise wird nur wenig erreicht. Es ist dennoch mehr als einen Versuch wert.

"Frankfurter Rundschau"

"Sicher sind die ehrgeizigen Pläne in Sachen Klima zu begrüßen. Aber wer glaubt, hinter hohen Zäunen das Klima retten zu können, während sich um Flüchtlinge - auch Klimaflüchtlinge! - andere kümmern sollen, dem könnte das Ramschladen-Konzept schon beim nächsten Anstieg der Flüchtlingszahlen um die Ohren fliegen. Zur Freude der extremen Rechten. Robert Habeck hat betont: 'Wir sind in wesentlichen Politikfeldern weit von CDU und CSU entfernt'. So etwas hätten Österreichs Grüne sicher auch gesagt - vor der Wahl."