Mehr als eine Million Menschen sind am Neujahrstag für mehr Demokratie in Hongkong auf die Straße gegangen. Die Zahl der Teilnehmer habe wohl die vom Marsch am 9. Juni übertroffen, erklärte die Bewegung Civil Human Rights Front (CHRF) am Mittwoch. Damals waren 1,03 Millionen Demonstranten von den Organisatoren gezählt worden.

Der Massenprotest vom Juni gilt als Beginn der seit Monaten andauernden, teils gewaltsamen Demonstrationen in der chinesischen Sonderverwaltungszone. Die Neujahrskundgebung war von den Behörden erlaubt worden. An einigen Stellen der vorgesehenen Protestroute waren Polizisten in Schutzausrüstung postiert. Nach Zusammenstößen zwischen gewaltbereiten Demonstranten und der Polizei mussten die Organisatoren die Veranstaltung aber früher beenden als geplant.

In Hongkong hatten vor knapp sieben Monaten Massenproteste gegen die pekingtreue Führung begonnen, die teilweise in Gewalt umschlugen. Bei den Kommunalwahlen im November hatte Regierungschefin Carrie Lam zwar ein Debakel erlebt, dennoch gibt es weder bei ihr noch in Peking Anzeichen für Zugeständnisse an die Demokratiebewegung. Zu den zentralen Forderungen bei den Protesten zählen die Freilassung der inzwischen rund 6.500 festgenommenen Demonstranten und das Recht zur freien Wahl des Regierungschefs.