Der AfD-Parteitag hat den 44-jährigen Tino Chrupalla zum neuen Co-Vorsitzenden der Partei gewählt. Er gewann in einer Stichwahl gegen den Bundestagsabgeordneten Gottfried Curio mit knapp 55 Prozent. Mit Chrupalla vollzieht sich ein Generationswechsel, denn mit Alexander Gauland gibt der letzte Mitbegründer der rechtspopulistischen Partei den Vorsitz auf. Der zweite Vorsitzende Jörg Meuthen war zuvor in seinem Amt bestätigt worden. 

Chrupalla warb für einen sachlichen Kurs: "Die bürgerliche Mitte erreichen wir mit Vernunft. Nur mit überzeugenden Inhalten werden wir neue Wählerschichten erschließen. Mit drastischer Sprache bewirkt man häufig das Gegenteil – besonders bei den Frauen." Meuthen wandte sich strikt gegen einen Rechtsruck seiner Partei: "Für eine Rechtsaußenpolitik stünde ich nicht zur Verfügung." Er halte auch die Unvereinbarkeitsliste der AfD, die eine Mitgliedschaft in bestimmten anderen Gruppierungen wie der Identitären Bewegung ausschließt, für absolut notwendig.

Hunderte Menschen gingen zuvor gegen die rechtspopulistische Partei "Alternative für Deutschland" auf die Straße. Unter dem Ruf "Kein Mensch ist illegal" zogen die Demonstranten durch das Zentrum von Braunschweig. Der "Braunschweiger Zeitung" zufolge beteiligten sich etwa tausend Menschen an der Demonstration.

Die Polizei Braunschweig teilte im Kurzbotschaftendienst Twitter mit, aus Reihen des Demonstrationszuges sei es "immer wieder vereinzelt zum Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen" gekommen. Demnach waren auch zwei Wasserwerfer im Einsatz.

Gegendemonstrationen

Der zweitägige AfD-Parteitag, bei dem die rechtspopulistische Partei ihren neuen Vorstand wählt, beginnt am Samstag. Ein Bündnis aus mehr als 160 Organisationen hatte im Vorfeld zu Gegendemonstrationen aufgerufen. Ein große gemeinsame Demonstration ist am Samstag geplant.

Die rheinland-pfälzische Bundestagsabgeordnete Nicole Höchst hat bestätigt, dass sie auf dem AfD-Bundesparteitag für den Parteivorsitz kandidieren will. Sie trete gegen Amtsinhaber Jörg Meuthen an, sagte Höchst am Samstag am Rande des Parteitags der Nachrichtenagentur AFP.

Die Mitgliederzusammensetzung bei der AfD zeige, "dass wir noch einige Frauen zusätzlich ansprechen müssen", sagte Höchst mit Blick auf die Männerdominanz in der Partei. Zudem wolle sie mehr Jugendliche ansprechen, die vor allem in den westlichen AfD-Landesverbänden unterrepräsentiert seien. Die 49-Jährige ist Lehrerin, sie sitzt im Bundestagsausschuss für Familie, Senioren und Jugend und engagiert sich für das Thema Bildung. Bundesweit ist sie bisher bekannt.