Der Iran hat nach Angaben des staatlichen Fernsehens am Mittwoch wie angekündigt begonnen, Urangas (Uranhexafluorid) in Zentrifugen der unterirdischen Anreicherungsanlage in Fordo einzuleiten. Damit verstößt Teheran erneut gegen eine Vereinbarung aus dem internationalen Wiener Atomabkommen von 2015.

Die Anlage in Fordo war einer größten Streitpunkte zwischen der Staatengemeinschaft und dem Iran auf dem Weg zu einem Abkommen. Dort wurde bis Jänner 2014 spaltbares Uran-235 auf einen Reinheitsgrad von 20 Prozent angereichert. Damit könnte theoretisch in relativ kurzer Zeit Uran auf Waffenfähigkeit (90 Prozent) angereichert werden.

Teheran hatte erst 2009 die Existenz der lange geheim gehaltenen Anreicherungsanlage zugegeben. 2012 drohte Israel mit Angriffen auf Fordo und andere iranische Atomanlagen, um eine nukleare Bewaffnung des Iran zu verhindern.

Fordo liegt südlich der iranischen Hauptstadt Teheran und 30 Kilometer nördlich der den Schiiten heiligen Stadt Qom. Sie befindet sich in einem Tunnelsystem auf einem früheren Militärgelände.

Ende des Verzichts

Im Wiener Atomabkommen heißt es zu der Anlage: "Der Iran wird auf jede Urananreicherung und anreicherungsbezogener Forschungs- und Entwicklungsarbeit sowie die Lagerung von Atommaterial in Fordo 15 Jahre lang verzichten. (...) Der Iran wird die Anlage in Fordo in ein Zentrum für Atomforschung, Physik und Technologie umwandeln." 1044 IR-1-Anreicherungszentrifugen sollten in einem Flügel von Fordo verbleiben.

Die Urananreicherung sollte nur noch in der bestehenden Anlage Natanz stattfinden, die von Luftabwehrraketen geschützt ist. Der Anreicherungsgrad wurde auf 3,67 Prozent begrenzt. Inzwischen hat der Iran die Anreicherung auf 4,5 Prozent erhöht.

Mit Anreicherung begonnen

Der Chef der iranischen Atombehörde, Ali Akbar Salehi, kündigte Dienstagabend laut Nachrichtenagentur FARS an, dass in Fordo in Anwesenheit von Inspektoren der Internationalen Atombehörde IAEA ab Mittwoch Uran auf 5 Prozent angereichert werde. Von den 1044 in Fordo vorhandenen Zentrifugen würden dafür einige in Betrieb genommen.

Eine Anreicherung auf 20 Prozent sei derzeit nicht geplant, da der Iran noch über ausreichend Vorräte verfüge, so Salehi. Sollte der Brennstoff für den Forschungsreaktor in Teheran ausgehen, könnte gemäß dem Atomabkommen erneut auf 20 Prozent angereichert werden.

Immer schon Streitpunkt

Die Frage der Uran-Anreicherung war der Hauptstreitpunkt bei den langwierigen Atomgesprächen der internationalen Gemeinschaft mit dem Iran. Für den Betrieb eines Reaktors muss spaltbares Uran-235 auf etwa drei, für eine Kernwaffe aber auf rund 90 Prozent angereichert werden. Die Anreicherung auf 20 Prozent dient Teheran angeblich nur medizinischen oder Forschungszwecken.

Bei der Uran-Anreicherung handelt es sich um ein äußerst aufwendiges Verfahren. Das benötigte Uran-235 ist eine Spielart (Isotop) des radioaktiven Elements Uran, das in Natururan (Uran-238) nur zu 0,7 Prozent vorkommt. Nur Uran-235 kann - neben Plutonium - eine sich selbst erhaltende Kernspaltungs-Kettenreaktion eingehen.

Da sich das seltene Uran-235 nicht chemisch vom häufigen Uran-238 trennen lässt, braucht man komplizierte mechanische Methoden, um es in konzentrierter Form zu gewinnen. Dabei nutzt man das unterschiedliche Gewicht der Atome der beiden Uran-Isotope aus.

Aufwändiges Verfahren

Die häufigste Anreicherungsmethode ist das Gaszentrifugenverfahren. Dabei wird das in Form von "yellow cake" vorliegende Uranerz (U3O6) zuerst durch chemische Umwandlungsprozesse gereinigt und anschließend in die gasförmige Verbindung Uranhexafluorid (UF6) überführt (Konversion). Im Iran befinden sich die dafür nötigen Anlagen in Isfahan.

Zur Uran-235-Anreicherung wird Uranhexafluorid in einer fast reibungsfrei gelagerten Zentrifuge mit sehr hoher Umdrehungszahl geschleudert. Die Zentrifugalkräfte sorgen dafür, dass sich das schwerere Uran-238-Hexafluorid an der Außenwand anreichert und die Konzentration des leichteren Uran-235-Hexafluorid in der Mitte ansteigt.

Der Iran verfügt nun nach Angaben Salehis über neuartige Zentrifugen, mit denen Uran zehnmal schneller als bisher angereichert werden kann.