Der frühere Mailänder Oberstaatsanwalt Francesco Saverio Borrelli ist am Samstag im Alter von 89 Jahren in Mailand gestorben. Borrelli hatte sich Anfang der 90er-Jahre mit den weitreichenden Anti-Korruptions-Ermittlungen im politischen Milieu ("Mani Pulite" - Saubere Hände) einen Namen gemacht.

Borrelli galt als Symbolfigur im Justizkampf gegen die Bestechlichkeit, der Italien in den 90er-Jahren gewaltig erschüttert hat. Er galt als angesehenster Vertreter einer Generation von Richtern und Staatsanwälten, die sich stark für eine Erneuerung der politischen Moral Italiens eingesetzt haben.

Dank des unermüdlichen Einsatzes Borrellis und seines Teams junger Staatsanwälte wurde nicht nur eine morsche politische und wirtschaftliche Führungselite weggefegt. Er führte unter anderem Ermittlungen gegen den früheren Sozialistenchef und Ex-Premier Bettino Craxi sowie gegen den viermaligen Premier Silvio Berlusconi. Der Mailänder Staatsanwälte-Pool konnte einmalige Erfolge im Kampf gegen Bestechlichkeit verbuchen. Mehr als 3000 Lokalverwalter, Unternehmer und hochrangige Politiker gerieten in den 90er-Jahren wegen aktiver und passiver Korruption sowie wegen illegaler Parteienfinanzierung in das Netz der Justiz.

Immer wieder Zielscheibe politischer Attacken

Während der Regierungsjahre Berlusconis wurde Borrelli immer wieder zur Zielscheibe heftiger politischer Attacken. Die von Borelli geführte Mailänder Staatsanwaltschaft, die mehrere Strafprozesse gegen Berlusconi eingeleitet hatte, wurde vom TV-Tycoon beschuldigt, ihn aus politischen Gründen verfolgen.

Nach der Pensionierung wurde Borrelli 2006 zum Chefankläger des Fußballverbandes ernannt, nachdem ein ausgedehnter Skandal um Spielmanipulation entflammt war. Der Jurist war jedoch nach wenigen Monaten zurückgetreten. Er hatte sich wiederholt äußerst unzufrieden mit der gerichtlichen Umsetzung seiner Arbeit gezeigt.