In den zuletzt wieder aufgeflammten Protesten gegen die Peking-treue Führung in Hongkong kündigt sich eine gefährliche Eskalation der Lage an. Nach ihrem Sturm auf das Parlament bei ihren Massenprotesten hat eine Gruppe der Peking-kritischen Demonstranten das Gebäude des Legislativrats besetzt.

Die Polizei zog sich zunächst zurück, nachdem sie über Stunden versucht hatte, die Demonstranten vor dem Eindringen abzuhalten. In der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) räumten mit Schutzschilden, Schlagstöcken und Gewehren mit Gummigeschossen ausgerüstete Beamte dann das Areal und durchsuchten das Parlamentsgebäude. Wie die Hongkonger Zeitung "South China Morningpost" berichtete, hatten sich die Besetzer bis dahin schon aus dem Gebäude zurückgezogen.

Viele der Demonstranten trugen Schutzbrillen, Helme und Masken. Auch nutzten sie aufgespannte Regenschirme, um sich vor dem Pfefferspray der Polizei zu schützen. Regenschirme gelten als Symbol der Hongkonger Demokratiebewegung. Die Beamten setzten auch Tränengas ein.

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HONG KONG-CHINA-POLITICS © (c) APA/AFP/ANTHONY WALLACE (ANTHONY WALLACE)

Gleichzeitig nahmen am Abend in der Stadt Zehntausende Menschen an einem friedlichen Protestmarsch teil. Sie demonstrierten am 22. Jahrestag der Rückgabe der ehemaligen britischen Kronkolonie an China erneut gegen die Regierung und ein umstrittenes Auslieferungsgesetz, das die Finanzmetropole seit Wochen in Atem hält.

In Hongkong gibt es seit Wochen beispiellose Proteste, die sich zunächst vor allem gegen ein geplantes und inzwischen ausgesetztes Auslieferungsgesetz der politischen Führung richteten. Dieses sollte auch Auslieferungen von Verdächtigen an Festland-China ermöglichen. Inzwischen richten sich die Proteste auch generell gegen die Peking-treue Führung Hongkongs mit Regierungschefin Carrie Lam an der Spitze.