Die Abgeordneten der britischen Konservativen haben am Donnerstag in einer vierten Wahlrunde zum Amt des Parteichefs und Premierministers mit der Stimmabgabe begonnen. Das Feld der vier verbliebenen Bewerber soll am Donnerstag auf zwei reduziert werden, die sich anschließend in einer Stichwahl der Parteibasis stellen müssen. Der frühere Außenminister Boris Johnson gilt dafür bereits als gesetzt.

Mit dem Ergebnis der vierten Wahlrunde wird um 14.00 Uhr (MESZ) gerechnet. Der Letztplatzierte fliegt dabei raus. Sollte dann keiner der Kandidaten freiwillig aufgeben, gibt es noch eine fünfte Runde, deren Ergebnis um 19.00 Uhr feststehen soll. Noch im Rennen für den zweiten Platz neben Johnson sind Außenminister Jeremy Hunt, der im dritten Wahlgang 54 Stimmen erhielt, Umweltminister Michael Gove (51 Stimmen) sowie Innenminister Sajid Javid (38 Stimmen).

Der britische Finanzminister Philip Hammond warnte die Kandidaten unterdessen eindringlich vor einem Brexit ohne Abkommen. Ein ungeregelter EU-Austritt würde die Wirtschaft schädigen sowie Milliarden Pfund Steuergelder kosten und könnte ein Auseinanderbrechen des Vereinigten Königreichs auslösen, sagte Hammond laut einem im Voraus verbreiteten Redetext am Donnerstag in London.

Dies könnte auch dem Labour-Oppositionschef Jeremy Corbyn bei Wahlen den Weg in die Downing Street ebnen, warnte der EU-freundliche Hammond. Die Kandidaten für Mays Nachfolge als Tory-Chef und damit auch als Premierminister müssten daher einen "Plan B" vorlegen. May hatte im britischen Parlament keine Mehrheit für ihr mit Brüssel ausgehandeltes Brexit-Abkommen gefunden. Die Trennung von der Europäischen Union musste daher zwei Mal verschoben werden.

Die Frist für den Austritt wurde inzwischen bis zum 31. Oktober verlängert.