Nach fast drei Jahren erzwungener Familientrennung durch den türkischen Staat ist die Ehefrau des regierungskritischen Journalisten Can Dündar in Deutschland angekommen. Sie sei seit Dienstag im Land, sagte Dilek Dündar der Deutschen Presse-Agentur am Freitag in einem Telefongespräch. Die türkische Ausreisesperre gegen sie sei weiter in Takt.

Zu den Umständen ihrer Ausreise wollte sie nicht Stellung nehmen. Ihr Mann Can Dündar ist als Ex-Chefredakteur der Zeitung "Cumhuriyet" in der Türkei auch wegen Terrorvorwürfen angeklagt und lebt seit dem Spätsommer 2016 im deutschen Exil. Seiner Frau hatten türkische Behörden kurz darauf den Reisepass entzogen.

In dem Telefongespräch sagte Dilek Dündar, ihr sei drei Jahre lang das Reiserecht verweigert geblieben. "Das war illegal, denn gegen mich liegen keine Anschuldigungen vor", sagte sie. "Ich habe alle Arten von rechtlichen Interventionen versucht, aber nie eine Antwort bekommen." Bis vor das Verfassungsgericht sei sie gezogen, aber das habe ihren Fall nicht einmal verhandelt. Jahrelang sei sie von ihrem Mann und ihrem Sohn, der im Ausland studiert, getrennt gewesen. Sie sei als "Geisel" gegen ihren Mann gehalten worden. "Da habe ich entschieden, meine mütterlichen Rechte anzuwenden und zu handeln, um bei meiner Familie zu sein."

Schweigen gebrochen

Im Februar hatte Dilek Dündar, die Wirtschaftswissenschafterin und Dokumentarfilmerin ist, zum ersten Mal ihr Schweigen gebrochen und der türkischen Regierung in einem Video Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Sie habe lange geschwiegen, weil sie noch auf die Gerechtigkeit der Justiz gehofft habe. Ihr Schicksal stehe beispielhaft für "Tausende von Ehepartnern, die wegen ihrer Familienbindungen grundlos bestraft werden".

Dilek Dündar erzählt zudem von finanziellen Schwierigkeiten. Sie könne den Kredit ihres Hauses in Istanbul alleine nicht zahlen. Die Behörden hätten ihr nicht erlaubt, eine Ferienwohnung zu verkaufen, um den Kredit zu tilgen. Nun werde das Haus in Istanbul gepfändet. "Ich darf mein Land nicht verlassen, muss aber aus dem Haus raus, in dem ich gezwungen wurde, alleine zu leben", sagte sie.