In der afghanischen Hauptstadt Kabul beginnt am Montag eines der seltenen Treffen der sogenannten Loya Jirga. Dabei versammeln sich Delegierte aus allen Teilen des Landes, um vier Tage lang über den Krieg im Land und über Friedensverhandlungen mit den Taliban zu beraten.

Übersetzt bedeutet Loya Jirga soviel wie "große Versammlung". Solche Treffen haben in Afghanistan eine jahrhundertealte Geschichte und werden immer dann einberufen, wenn politische Entscheidungen von großer Reichweite anstehen. 2007 gab es erstmals eine gemeinsame Loya Jirga mit Teilnehmern aus Afghanistan und Pakistan, um das angespannte Verhältnis zwischen den Ländern zu verbessern. Zuletzt tagte die Versammlung im Jahr 2013 und erlaubte es den US-Truppen, über den ursprünglich geplanten Abzugstermin im Jahr 2014 hinaus im Land zu bleiben.

Friedensverhandlungen

Diesmal steht die Loya Jirga im Zeichen der Friedensverhandlungen zwischen den USA und den radikalislamischen Taliban. In mehreren Verhandlungsrunden haben beide Seiten bereits über einen möglichen Truppenabzug der USA gesprochen, im Gegenzug sollten sich die Taliban unter anderem zu einem Waffenstillstand verpflichten.

Präsident Ashraf Ghani war an den Verhandlungen bisher nicht beteiligt, weil die Taliban ihn für eine Marionette der USA halten. Ghani hofft, in Zukunft mehr Einfluss auf die Verhandlungen nehmen zu können. Dazu soll die Loya Jirga ihre Bedingungen für einen Friedensvertrag festlegen - etwa den Schutz von Frauenrechten, Presse, freier Meinungsäußerung und der Verfassung.

Präsident Ashraf Ghani
Präsident Ashraf Ghani © APA/EPA/BRICS / SCO PHOTOHOST /

Strenge Sicherheitsvorkehrungen

Die Taliban sind zwar zur Loya Jirga eingeladen, haben aber abgelehnt. In der Vergangenheit hatten sie Raketen auf Treffen der Loya Jirga abgefeuert. Beim diesjährigen Treffen gelten daher in Kabul strenge Sicherheitsvorkehrungen, ein Großteil der Stadt wird abgesperrt.

In einem großen Zelt in Kabul werden sich mehr als 2000 Delegierte aus allen Landesteilen versammeln. Dazu gehören Politiker, Geistliche, Lehrer und Aktivisten. Meist teilen sie sich in kleinere Gruppen auf, um an einzelnen Themen zu arbeiten.

An prominenten Politikern sind neben Präsident Ghani diesmal auch der frühere Präsident Hamid Karzai, Ex-Außenminister Zalmai Rassoul und der frühere Warlord Abdul Rab Rassoul Sayyaf dabei. Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah, der ehemalige nationale Sicherheitsberater Mohammed Haneef Atmar sowie der frühere Milizenführer Gulbuddin Hekmatyar boykottieren hingegen die Versammlung.

Die Taliban erklärten, was auch immer bei der Loya Jirga an Entscheidungen getroffen werde, sei "für die echten, gläubigen Söhne" Afghanistans inakzeptabel.