Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un will bei seinem ersten Gipfeltreffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über das umstrittene Atomprogramm seines Landes sprechen. Er hoffe auf nützliche Gespräche mit Putin in der Hafenstadt Wladiwostok, hatte Kim nach seiner Ankunft dem russischen Staatsfernsehen gesagt. Direkt nach dem den knapp zweistündigen Treffen bewertete Kim in einer ersten Reaktion seine Meinungsaustausch mit Putin als "sehr substanziell".

Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen kommen die beiden auf der Insel Russki - einem Gelände der Fernöstlichen Universität - zusammen. Dabei soll es auch um Möglichkeiten einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit gehen. Wegen der Sanktionen steht Nordkorea unter Druck. Zehntausenden nordkoreanischen Gastarbeitern droht die Ausreise aus Russland. Beide Seiten wollen das verhindern.

Vier-Augen-Gespräch

Nach russischen Angaben ist zunächst ein Vier-Augen-Gespräch der beiden Staatschefs vorgesehen. Im Anschluss sollen die Delegationen beider Länder zusammenkommen. Nach offiziellen russischen Angaben war aber zunächst nicht geplant, dass die Seiten irgendwelche Vereinbarungen unterzeichnen oder eine gemeinsame Gipfelerklärung abgeben. Russische Kommentatoren hatten das Ereignis auch als Imagekampagne für Kim und Putin bezeichnet.

Russland ist wie die USA an einer nuklearen Abrüstung des Nachbarlandes interessiert. Zugleich setzt sich Moskau im Gegenzug für ein Entgegenkommen beim Atomprogramm für eine Lockerung der Sanktionen gegen Pjöngjang ein. Kim dürfte bei seinem ersten Besuch der Atommacht Russland Sicherheitsgarantien einfordern, sollte er sich auf Abrüstungsschritte einlassen.

Gipfel mit Trump vorzeitig abgebrochen

Vor gut zwei Monaten war ein Gipfeltreffen Kims mit US-Präsident Donald Trump in Vietnam vorzeitig abgebrochen worden. Beide konnten sich nicht auf zentrale Fragen der atomaren Abrüstung Nordkoreas einigen. Erst kürzlich hatte Trump einen weiteren Gipfel für möglich erklärt. Vor einer Woche hatte der für Nordkorea zuständige US-Sondergesandte Stephen Biegun Moskau besucht. Beide Seiten hätten ihr Ziel einer vollständigen und kontrollierbaren Denuklearisierung Nordkoreas bekräftigt, teilte die US-Botschaft danach mit.

Nordkorea verurteilte unterdessen die derzeit in Südkorea laufenden Übungen der Streitkräfte des Nachbarlandes mit dem US-Militär und kündigte eine Reaktion darauf an. Die Luftmanöver würden die Beziehungen zwischen den koreanischen Staaten gefährden und mit "entsprechenden Gegenmaßnahmen von unserer Armee" beantwortet werden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA unter Berufung auf einen Sprecher des Komitees für die Friedliche Wiedervereinigung des Landes.

Mit Sonderzug angereist

Machthaber Kim hatte mit seinem gepanzerten Sonderzug am Mittwoch die Grenze zwischen Nordkorea und Russland überquert. Stunden später war er in der Hafenstadt Wladiwostok im äußersten Osten Russlands angekommen. Er hatte angekündigt, dass dies nicht sein letzter Besuch sein solle. "Das ist nur der erste Schritt." Nach einem Empfang mit militärischen Ehren zog sich der 35-Jährige zurück.

Russland hatte Kim bereits im Mai vergangenen Jahres eingeladen. Zuletzt war es im Jahr 2011 zu einem Gipfel zwischen den Staatsoberhäuptern Russlands und Nordkoreas gekommen. Der mittlerweile gestorbene Kim Jong Il - der Vater des jetzigen Machthabers - hatte sich seinerzeit mit dem damaligen Kremlchef Dmitri Medwedew getroffen.