Der Kiewer Bürgermeister und frühere Box-Weltmeister Vitali Klitschko sieht die Präsidentenwahl in der Ukraine im Unterschied zu Russland als demokratisch an. Am Wahltag wisse niemand in der Ex-Sowjetrepublik, wer das Land künftig führen werde, sagte Klitschko der Deutschen Presse-Agentur bei der Abstimmung am Sonntag in einem Wahllokal in Kiew.

"Das ist Demokratie. Nur in Russland weiß man ein Jahr im Voraus, wer der Präsident wird." Auch der sich abzeichnende zweite Wahlgang zeige, dass die in die EU strebende Ukraine ein demokratisches Land sei.

39 Kandidaten haben sich beworben

Die Ukrainer stimmen über den künftigen Präsidenten ab. 39 Kandidaten bewarben sich - so viel wie noch nie zuvor. Amtsinhaber Petro Poroschenko droht eine Niederlage. Der politische Quereinsteiger und Komiker Wolodymyr Selenskyj führte seit Wochen die Umfragen mit einem deutlichen Vorsprung an.

Moskau wird in Kiew seit der Einverleibung der Schwarzmeerhalbinsel Krim und dem Krieg im Osten zwischen Regierungssoldaten und prorussischen Separatisten als Feind gesehen. Bei der vergangenen Präsidentenwahl in Russland galt die Wiederwahl von Kremlchef Wladimir Putin schon zuvor als gesetzt.

Mit dem Fahrrad zum Wahllokal

"Ich hoffe, die Ukraine bleibt stabil", sagte Klitschko nach seiner Stimmabgabe. Er kam mit dem Fahrrad ins Wahllokal. "Unsere Vision ist, dass die Ukraine ein Teil der europäischen Familie mit europäischen Werten ist." Vorbild sei Polen, das erfolgreich den Weg in die EU genommen habe.