Gegenüber Journalisten in Washington und auch in der abendlichen ZiB 2 im Gespräch mit Armin Wolf zog Kanzler Sebastian Kurz ein Resumee über seine Begegnung mit Trump.

"Vieles von dem, was man hört, erlebt man dann auch", bekannte er beim Pressebriefing im Hotel ein. Trump gebe sich zwischendurch  undiplomatisch hart, gerade in Handelsfragen. In Bezug auf den Freihandel habe Trump klare Positionen, "und da haben wir dagegen gehalten. Es war ein kontroversielles Gespräch zu Themen, wo wir nicht einer Meinung sind".

"Es war schon einmal besser"

"Das klingt, als sei es fast zu Handgreiflichkeiten gekommen", meinte Armin Wolf. Kurz: "Soweit kam es nicht, aber unser Verhältnis zu den USA war schon einmal besser." Der Protektionismus mache Europa, auch Österreich Sorgen, die USA seien ein wichtiger Handelspartner. Allein das Infragestellen dieser Beziehungen löse schon Unsicherheiten aus. Einseitige Maßahmen wie Handelszölle könnten eine Negativspirale auslösen, die viele Arbeitsplätze koste, auf beiden Seiten.

Trump wolle durchaus ein Abkommen mit der EU abschließen, aber "die Positionen sind weit auseinander". Die Entscheidungen im Weißen Haus fielen oft sehr schnell, daher könne er, Kurz, Sonderzölle auf europäische Autos und Zulieferartikel derzeit nicht ausschließen.

"Russland als Gas-Partner attraktiver"

Klartext habe er in Bezug auf die Gasleitung gesprochen, sagte der Kanzler. Die USA seien gegen Nord Stream 2, "wir sind dafür". Österreich gehe es um die  Versorgungssicherheit, "wir wollen, dass es genug Gas zum Heizen und für die Produktion in den Betrieben gibt".  Österreich hätte auch kein Problem mit Gas aus den USA, "aber solange der Preis besser ist, ist Russland als Partner attraktiver, das kann Trump als ehemaliger Geschäftsmann sicher nachvollziehen".

Der Handel sei das eine Thema, bei dem Trump die USA ungerecht von Europa behandelt sehe, das zweite Thema seien die Militärausgaben. Mit der Neutralität Österreichs sei Trump offenbar nicht so vertraut, "er wollte mehr finanziellen Einsatz" für Militärisches. Er, Kurz, habe ihm erklärt, dass Österreich lieber in Bildung, Forschung und Entwicklung investiere.

IS-Kämpfer: Fälle genau prüfen

Kein Thema sei die Rücknahme der IS-Kämpfer gewesen. "Ich hätte auch keine Zusage gemacht." Man müssen den USA dankbar sein, dass sie gegen den IS ankämpften, dass sie Soldaten schickten. Aber die Sicherheit sei für Österreich in dieser Frage zentral: "Es gibt nur wenige Fälle, und die werden wir genau prüfen. Es muss ein Unterschied gemacht werden zwischen einer Frau mit einem Kind und einem IS-Kämpfer, der Dutzende Leute abgeschlachtet hat."

Mit seinen guten Kontakten zu Russlands Wladimir Putin, der Begegnung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Chinas Staatspräsident Xi Jinping und seinem nunmehrigen Besuch bei Donald Trump sei Österreich gut positioniert. "Ich fühle mich wohl in der Mitte." Trump und er seien überein gekommen, die guten Kontakte aufrecht zu erhalten. Geplant ist die Reise einer großen Wirtschaftsdelegation in die USA, noch nicht vereinbart ein Gegenbesuch des US-Präsidenten.

US-Botschafter Traina: Bemerkenswerter Besuch

Der aus Wien mitgereiste US-Botschafter Trevor Traina nannte das Treffen den "bemerkenswertesten Besuch beider Länder in der Nachkriegsära". Er führte dies vor allem auf die außergewöhnlich hochrangige Delegation der US-Seite zurück. Ein erstes handfestes Ergebnis des Besuch sei eine Folgereise einer großen österreichischen Wirtschaftsdelegation in den kommenden Monaten, sagte der US-Botschafter. Damit könne man die Wirtschaftsbeziehungen noch weiter ausbauen.

Traina betonte, Trump habe den jungen Kanzler im Gespräch geprüft bei den großen Streitthemen und sei beeindruckt gewesen über dessen Standhaftigkeit. Er sei nicht nur bei den Höflichkeiten geblieben, sondern habe bei den Meinungsverschiedenheiten seine Meinung klar vertreten. Der Botschafter hob allerdings noch einmal hervor, dass diese Einladung mit keiner Verknüpfung mit den rechten Bewegungen in Europa verbunden sei. Man habe allgemein den mittel- und osteuropäischen Ländern in den vergangenen Jahren zu wenig Aufmerksamkeit gegeben, sagte Traina.