US-Präsident Donald Trump und der nordkoreanische Führer Kim Jong Unwerden am 27. und 28. Februar ihren zweiten Gipfel in Vietnam abhalten, dem früheren Kriegsgegner Amerikas, mit dem die USA bewiesen haben, dass eine Normalisierung der Beziehungen auch nach langen Anfeindungen möglich ist. Ähnliches wünscht Trump mit Nordkorea zu erreichen, das von Washington seit Jahrzehnten als Pariaregime des Betrugs und der Tücken beschuldigt wird. Trump versucht einen neuen Weg einzuschlagen.

Der US-Präsident bestätigte den Gipfel in seiner Rede zur Lage der Nation, die er am späten Dienstag in Washington hielt. Zum gleichen Zeitpunkt, am Mittwoch in Fernost, war sein Sondergesandter für Nordkorea, Stephen E. Biegun, nach Pjöngjang unterwegs, um den Annäherungsdialog mit Nordkorea neu anzuwerfen,  nach Monaten der gegenseitigen Misstrauensbekundungen, die auf den ersten US-Nordkorea-Gipfel im Juni in Singapur folgten.

Biegun sagte vergangene Woche in einer Rede an der Universität Stanford, die US-Regierung sei bereit, mit Nordkorea zusammenzuarbeiten, trotz "dramatisch unterschiedlicher Ansichten über die Rechte des Einzelnen und Menschenrechte". Biegun sagte, Trump sei "zutiefst und persönlich verpflichtet, ein für allemal 70 Jahre Krieg und Feindseligkeit zu beenden".

Zankapfel Atomprogramm

Seit dem Singapur-Treffen, bei dem zwischen Trump und Kim eitel Sonnenschein herrschte, machte Nordkorea gleich mehrmals deutlich, dass es sein nukleares Abschreckungspotential unter keinen Umständen einzumotten gedenke, solange die USA nicht auch parallel dazu bilateral entgegenkämen. Pjöngjang will unter anderem ein formales Friedensabkommen mit den USA, das die Korea-Waffenruhe von 1953 ersetzt, und UN-Sanktionen sollen schrittweise fallen.

Auch die Vereinten Nationen und  der US-Geheimdienst hatten festgestellt, dass Nordkorea bisher keinerlei Abstriche von seinem Atomprogramm machte sondern im Gegenteil weiter Raketen baue, zum Teil auch in Anlagen der zivilen Flughäfen. Die Sanktionen seien weitgehend "ineffektiv".

Gesten der Annäherung

Dennoch trug Nordkorea zur Entschärfung der Lage bei. In seiner Rede zur Lage der Nation hob Trump konkrete Annäherungsgesten Pjöngjangs hervor: "Unsere Geiseln sind nach Hause gekommen, die Atomtests sind eingestellt worden und es gab seit 15 Monaten keinen Raketenstart mehr. Wäre ich nicht zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt worden, würden wir meiner Meinung nach gerade jetzt einen großen Krieg mit Nordkorea führen."

Inwischen scheint auch Washington zu einer flexibleren und realistischeren Politik gegenüber Pjöngjang bereit. Der US-Sondergesandte Biegun sagte, die Vereinigten Staaten hoffen, "gleichzeitig und parallel" mit den Nordkoreanern bei der Umsetzung der Singapur-Zusagen ihrer beiden Führer vorzugehen, einschließlich der Entnuklearisierung, der Normalisierung ihrer Beziehungen und der Schaffung eines dauerhaften Friedens auf der koreanischen Halbinsel.

Biegun bekräftigte, dass Sanktionen erst aufgehoben werden, wenn die Entnuklearisierung abgeschlossen ist, was aber nicht dasselbe sei wie zu sagen sei: "Wir werden nichts tun, bis ihr alles getan habt". Biegun suggerierte damit, dass es auch andere Schritte gibt, die die USA unternehmen können, um in der Zwischenzeit Vertrauen aufzubauen. Bisher hat Washington im Vorfeld eine vollständige Erklärung gefordert, der sich Pjöngjang widersetzte und die Südkorea als unrealistisch bezeichnete.

Drei Wochen für die Organisation

Der Austragungsort in Vietnam ist noch nicht bekannt. Den nordkoreanischen und amerikanischen Unterhändlern bleiben drei Wochen, um die wichtigen Vietnam-Vertragswerke mit Details auszuarbeiten, zu denen Singapur schwieg. Im Vorfeld haben sich die USA und Südkorea vorläufig über die Aufteilung der Kosten für die Beibehaltung von 28 500 amerikanischen Truppen in Südkorea geeinigt, ohne einen neuen Vertrag zu unterzeichnen. Das bestehende Abkommen lief Ende 2018 aus. Südkorea zahlt mehr als 800 Millionen Dollar pro Jahr, aber Trump will, dass Seoul 50% mehr zahlt.

Truppenabzug?

Eine vorläufige Einigung bietet Erleichterung für diejenigen, die einen vorzeitigen US-Truppenabzug von der koreanischen Halbinsel befürchteten, wie ihn Nordkorea fordert. Dabei ist durchaus möglich, dass Trump das Fehlen eines Abkommens für die Verhandlungen mit Kim nutzen und als Fernziel gegebenenfalls sogar einen Abzug in Aussicht stellen wird. Nordkorea erachtet die Präsenz amerikanischer Truppen im Süden als Beweis dafür, dass die USA feindliche Absichten gegenüber dem Norden hegen. Trump sagte nach seinem ersten Treffen mit Kim im Juni, er wolle zwar Truppen nach Hause bringen, "aber das ist momentan nicht Teil der Gleichung".