In Kroatien sorgt ein angeblich fabrizierter Drogen- und Sexskandal um Vizepremier und Agrarminister Tomislav Tolusic für Aufsehen. Das ganze Land beschäftigt sich mit kompromittierenden Fotos des HDZ-Politikers, die eine Fälschung sein sollen. Regierungspolitiker sprechen von einer Attacke auf die Regierung, die Opposition von einem Spin der Regierung zur Ablenkung von wichtigen Themen.

Der Skandal brach am Dienstag aus, als kompromittierende Fotos in der Wochenzeitung "Nacional" veröffentlicht wurden. Angeblich zeigen sie den Minister mit einer Prostituierten auf dem Schoß beim Kokainkonsum in einem Belgrader Hotel. Die Zeitung präsentierte die exklusive Geschichte als einen ausgeklügelten Angriff auf den Minister, der vom staatlichen Nachrichtendienst SOA entlarvt wurde. Dem Bericht zufolge sollen sich die Fotos, die der Zeitung von einer anonymen Quelle zur Verfügung gestellt wurden, bei einer Analyse des Nachrichtendienstes als Fotomontage erwiesen haben.

Harsche Kritik

Die Regierung reagierte unverzüglich mit harscher Kritik. Sie verurteilte "die perfide und gesetzeswidrige Fälschung, deren Ziel es war, die höchsten Staatsfunktionäre zu kompromittieren", hieß es in einer Mitteilung am Dienstag. Dazu forderte sie die Polizei und die Staatsanwaltschaft auf, den Fall gründlich zu untersuchen.

Ministerpräsident Andrej Plenkovic bezeichnete den Vorfall als den "bisher heimtückischsten Versuch der Diskreditierung und Destabilisierung der Regierung", ähnlich kritisierten auch andere hochrangige HDZ-Politiker, darunter der Parlamentschef Gordan Jandrokovic. Der Agrarminister teilte unterdessen der "Bande", die er hinter dem Angriff vermutet, mit, sie solle ihre Koffer packen. Er würde unter Druck gesetzt werden, weil er Ordnung im Agrarsektor einführe, betonte er.

Spin der regierenden HDZ-Partei?

Allerdings scheint die Opposition die Geschichte nicht abzukaufen. Sie wittert dahinter einen Spin der regierenden HDZ-Partei, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von wichtigeren Themen, wie etwa den Fehltritten beim gescheiterten Kauf von israelischen Flugzeugen abzulenken. Die Opposition plant wegen der Geschichte mit den Kampfjets einen Misstrauensantrag gegen die Regierung. "Diese angebliche Affäre nützt der Regierung und dem Minister", kritisierte der Most-Abgeordnete Nikola Grmoja. Der Regierungschef wies die Anschuldigungen der Opposition, die Regierung hätte den Skandal selbst inszeniert, zurück.

Die Geschichte weist laut kroatischen Medien viele Widersprüchlichkeiten und offene Fragen auf. Darunter die Frage, weshalb die Fotos erst jetzt aufgetaucht sind. Der Minister soll davon seit einem halben Jahr gewusst haben, hat es aber nicht angezeigt. Hinterfragt wird auch der Grund, weshalb eine offensichtlich falsche Geschichte in die Öffentlichkeit kam.