Die Misstrauensabstimmung in der Unterhaus-Fraktion der britischen Tories gegen die Premierministerin und Parteichefin ist beendet. Theresa May erhielt 200 Stimmen. Die Abgeordneten der konservativen Regierungsfraktion haben am Abend darüber abgestimmt, ob sie May als Parteichefin abwählen wollen. Sie brauchte mindestens 159 Stimmen, um die Abstimmung in ihrer konservativen Partei zu überstehen. 117 Parlamentariere ihrer Partei sprachen ihr das Misstrauen aus. 

Kurz vor dem Beginn des Wahlgangs hatte sich die Regierungschefin mit einer Ansprache an ihre Tory-Parteifreunde gewandt. "Kraftvoller und bewegender Moment", schrieb ein konservativer Abgeordneter auf Twitter über den Auftritt Mays hinter verschlossenen Türen. Mehrere Minister berichteten, May habe in Aussicht gestellt, bei der nächsten regulären Parlamentswahl 2022 nicht mehr anzutreten. Laut Teilnehmerkreisen sagte May, dass nun ein sehr schlechter Zeitpunkt sei, den Regierungschef auszutauschen. Der Brexit müsse vollzogen werden, und zwar zum angekündigten Termin.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat sich auf Twitter "froh" über das Ergebnis der Misstrauensabstimmung gezeigt. Er freue sich, dass er die britische Regierungschefin Theresa May am Donnerstag beim EU-Gipfel treffe. "Unser gemeinsames Ziel ist es, ein No-Deal-Szenario zu verhindern", schrieb der Kanzler am Mittwochabend.

Einer der nachdrücklichsten Gegner Mays in der eigenen Partei, Jacob Rees-Mogg, sprach nach der Abstimmung von einem furchtbaren Ergebnis für May. Er akzeptiere zwar das Resultat, aber die Premierministerin solle zurücktreten. Kurz vor der Abstimmung hatte May einen Rücktritt vor der regulär 2022 anstehenden Parlamentswahl angekündigt.

Hintergrund des Misstrauensvotums ist das Chaos rund um den von May mit der EU ausgehandelten Brexit-Vertrag. Dieser ist auch in ihrer eigenen Partei höchst umstritten. Für weiteren Unmut in der Tory-Fraktion sorgte Mays Entscheidung, eine für Dienstag geplante Parlamentsabstimmung über das Brexit-Abkommen zu verschieben, um eine drohende Niederlage zu vermeiden.