Bei den unter UN-Vermittlung gestarteten Friedensgesprächen für den Jemen haben sich die Bürgerkriegsparteien auf die Freilassung tausender Gefangener verständigt. Der UN-Sondergesandte Martin Griffiths sprach am Donnerstag am Konferenzort in Schweden von einem hoffnungsvollen Auftakt.

Laut dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz sollen mindestens 5000 Gefangene freikommen. Es erklärte sich bereit, dabei behilflich zu sein.

Der Konflikt im Jemen gilt als Stellvertreterkrieg zwischen den rivalisierenden Regionalmächten Saudi-Arabien und Iran. Durch die Kriegswirren ist die Versorgung mit Nahrungsmitteln vielerorts zusammengebrochen: Im Jemen leiden mehr als acht Millionen Menschen Hunger, laut den UN sind 14 Millionen davon bedroht. Mehr als zwei Millionen wurden im Bürgerkrieg aus ihrer Heimat vertrieben.

"Geld allein ist nicht genug"

Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" rief alle Kriegsparteien auf, das Leid der Bevölkerung zu lindern. Zudem müsse der Schutz von Krankenhäusern und Gesundheitspersonal gewährleistet sein: "Geld allein ist nicht genug", sagte Jana Brandt, die von Berlin aus Projekte im Jemen mitkoordiniert. Die Ärzte stehen nach eigenen Angaben oft auf verlorenem Posten, da viele Verwundete zu spät in Kliniken eingeliefert werden, so dass sie nicht mehr gerettet werden können.

Der deutsche Außenminister Heiko Maas warnte vor einer humanitären Katastrophe im Jemen, falls die Gespräche scheitern sollten. Auf beide Seiten sollte Druck ausgeübt werden, sagte Maas am Donnerstag zum Auftakt der Friedensgespräche in Stockholm. Ein Waffenstillstand und ungehinderte humanitäre Hilfe seien notwendig. "Sonst werden dort viele, viele Menschen sterben und das müssen wir unter allen Umständen verhindern."

Direkte Gespräche nicht geplant

Nach Angaben aus den Vereinten Nationen waren direkte Gespräche zwischen den verfeindeten Parteien zunächst nicht geplant. Stattdessen sollte mit der Delegation der von Saudi-Arabien gestützten Regierung und den vom Iran unterstützten Houthi-Rebellen getrennt beraten werden. Verhandelt wird in einem Schloss nahe Stockholm. Dort sollen auch vertrauensbildende Maßnahmen und Möglichkeiten zur Bildung einer Übergangsregierung ausgelotet werden.

UN-Vermittler Martin Griffiths kann mit der vereinbarten Gefangenenfreilassung nun den ersten Punkt auf seiner Liste der Konferenzziele abhaken. Zudem strebt er eine Zustimmung beider Parteien zur Wiedereröffnung des Flughafens der Hauptstadt Sanaa an. Ferner soll ein Waffenstillstand für den Hafen Hodeidah geschlossen werden, den die Houthis wie überdies den größten Teil des Landes kontrollieren. Im September war ein am UN-Sitz in Genf angesetztes Treffen gescheitert, weil Vertreter der Rebellen nicht erschienen waren.