Wie vermeidet man, einem Kronprinzen die Hand zu schütteln, der womöglich Blut an selbiger hat? Wie macht man Beschlüsse mit einem US-Präsidenten, der sie beim letzten Mal schon auf dem Rückflug per Twitter wieder aufkündigte? Und was soll überhaupt ein Gipfeltreffen mit Autokraten und Ego-Manen aus aller Welt, die lieber ihr eigenes Süppchen kochen, als die internationale Zusammenarbeit zu pflegen?

In Buenos Aires kommen heute und morgen die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer zum G20-Gipfel zusammen. Erneut wird, wie zuletzt beim Treffen in Hamburg, mit massiven und womöglich gewalttätigen Protesten gegen die Zusammenkunft der Mächtigsten gerechnet. Die argentinische Regierung, die wegen der schweren Wirtschaftskrise im Land selbst massiv unter Druck steht, bietet 22.000 Polizisten und 3000 Soldaten auf. Das Sicherheitsministerium schaffte 15 Millionen Gummigeschoße an.

Kein Wunder, dass die Sinnhaftigkeit des Treffens mittlerweile sogar aus dem Kreise der Teilnehmenden in Frage gestellt wird: Der französische Präsident Emmanuel Macron rief seine Gipfel-Kollegen im Vorfeld auf, konkrete Fortschritte anzustreben – ansonsten würden internationale Treffen nutzlos. Konkret verwies Macron auf das Klimaabkommen von Paris, um das sich die G20 nach dem einseitigen Ausstieg der USA umso mehr bemühen sollten.


Tatsächlich bietet die Weltenlage derzeit einiges an politischem Zündstoff. Hier die drei Hauptthemen im Überblick:

Die Ukraine-Krise: Die dramatische Zuspitzung vor der Küste der von Russland annektierten Krim hat den Konflikt kurzfristig zu einem der brisantesten Themen des Gipfels gemacht. US-Präsident Trump sagte gestern sein bilaterales Treffen mit Russlands Staatschef Wladimir Putin ab. Der ukrainische Staatschef hatte die Nato aufgerufen, Kriegsschiffe vor die Krim zu schicken. Die deutsche Kanzlerin lehnte dies gestern ab – der Konflikt könne militärisch nicht gelöst werden, so Merkel.


Die Khashoggi-Affäre: Als wäre nichts gewesen, traf der saudische Kronzprinz Mohammed bin Salman gleich als Erster in Buenos Aires ein. Dass jemand in der Gipfelrunde sitzt, der im Verdacht steht, einen Mord in Auftrag gegeben zu werden, ist einmal und für alle Teilnehmer heikel. Im US-Kongress wächst die Kritik an Trumps saudi-freundlichem Kurs.

Handelsstreit: Abermals zugespitzt haben sich die globalen Handelskonflikte, bei denen Trump ebenfalls die Schlüsselrolle zukommt. In den vergangenen Tagen hat er jedenfalls gleich an mehreren „Fronten“ für gesteigerte Nervosität gesorgt. So drohte er China mit einer Anhebung der bereits eingeführten Sonderzölle (auf Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar) von zehn auf 25 Prozent. Zudem könnten bereits nächste Woche die vor allem in Deutschland so gefürchteten US-Auto-Importzölle verkündet werden. Alle Augen sind in diesem Konfliktfeld vor allem auf die bilateralen Gespräche zwischen Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping sowie auf das Treffen mit Angela Merkel gerichtet.

In Buenos Aires werden aber noch andere Themen auf der Agenda stehen – unter anderem geht es um engere Beziehungen zu Afrika, den Kampf für mehr Gleichberechtigung von Frauen und gegen Pandemien.
Dass miteinander geredet wird, erscheint vor diesem Hintergrund dann doch sinnvoll. Etwa neun der 20 Teilnehmer, vor allem die Europäer, gelten immer noch als Anhänger internationaler Zusammenarbeit. Sie werden sich ordentlich anstrengen müssen, in diesem schwierigen Umfeld Übereinkünfte zustande zu bringen.