Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusgolu hat den Inhalt von Tonaufnahmen aus dem saudischen Konsulat in Istanbul bestätigt, auf denen grausige Details zum Mord am Journalisten Jamal Khashoggi zu hören sein sollen. "Es ist zu hören, wie der Gerichtsmediziner die anderen instruiert: Sie sollten Musik hören, während er den Körper zerteilt. Man merkt, dass er es genießt", sagte Cavusoglu.

Weiter sagte Cavusoglu in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung": "Er zerteilt gerne Menschen. Es ist ekelhaft." Auf die Frage, wie die türkischen Behörden an die Aufzeichnungen aus dem saudischen Konsulat gekommen seien, sagte der Minister: "Die Geheimdienste geben ihre Quellen nicht preis." Er selbst habe sich die Aufnahmen angehört. "Er wurde innerhalb von sieben Minuten getötet. Es war vorsätzlicher Mord."

In türkischen Medien waren bereits zuvor Details aus den Tonaufnahmen - wie etwa über die Zerteilung der Leiche - veröffentlicht worden. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte Mitte November bestätigt, dass seine Regierung im Besitz von Aufnahmen aus dem Konsulat zum Mord an Khashoggi sei. Details hatte Erdogan jedoch nicht genannt.

Verhaftung Bin Salmans gefordert

Eine Menschenrechtsorganisation hat unterdessen in Argentinien Anzeige gegen den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman erstattet. Der Prinz solle wegen der Folterung und Tötung Khashoggis bei seiner Teilnahme am bevorstehenden G-20-Gipfel in Buenos Aires verhaftet werden, beantragte Human Rights Watch (HRW) am Montag bei einem Bundesgericht der argentinischen Hauptstadt.

Der Richter Ariel Lijo wies die Staatsanwaltschaft an, zu bestimmen, ob die Tötung Khashoggis im saudischen Konsulat in Istanbul in Buenos Aires geahndet werden könne, wie die Zeitung "Clarin" am Montag berichtete. HRW zeigte den saudischen Kronprinzen auch wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen im Jemen-Konflikt an.

Argentinien habe das Universalitätsprinzip bei Folterungen und Kriegsverbrechen anerkannt, hieß es in einer Mitteilung von HRW. Nach diesem Prinzip könne die Justiz Verbrechen dieser Art unabhängig vom Tatort und der Staatsbürgerschaft von Opfern oder Tätern verfolgen.

Sprechchöre gegen MbS

Unterdessen haben zahlreiche Menschenrechtsorganisationen und Aktivisten in Tunesien gegen den Besuch des saudi-arabischen Kronprinzen protestiert. In Sprechchören kritisierten die Demonstranten den Gast als "Mörder" und forderten seine Verurteilung wegen seiner Rolle bei der Ermordung Khashoggis.

Schon am Vorabend des Besuchs demonstrierten am Montag Hunderte Menschen im Stadtzentrum der tunesischen Hauptstadt gegen den Besuch in dem nordafrikanischen Land. Sie zeigten unter anderem Plakate mit der Aufschrift "Nein zur Unterdrückung der Meinungsfreiheit" und "Nicht willkommen".

Saudi-Arabiens Kronprinz befindet sich derzeit auf einer Reise durch mehrere "befreundete" arabische Staaten, bevor er Ende der Woche beim G-20-Gipfel in Argentinien erwartet wird.