Der ehemalige iranische Außenminister Kamal Kharrazi hat sich in Bezug auf die jüngsten von den USA verhängten Sanktionen gegen den Iran betont optimistisch gegeben. "Wir haben schon immer mit Sanktionen gelebt", sagte er am Donnerstag vor Pressevertretern in Wien.

"Das ist nicht das erste Mal, auch während der Kriege war der Druck enorm, aber wenn ein Wille da ist, kann man damit fertig werden", fuhr der Vorsitzende des iranischen strategischen Rates für Auslandsbeziehungen fort. "Alle Iraner haben die Bereitschaft dazu", erklärte Kharrazi, der sich anlässlich eines vom österreichischen Institut für Europa- und Sicherheitspolitik organisierten Forums in Österreich aufhielt.

Schwerste Sanktionen bisher

Die am Montag in Kraft getretenen Sanktionen der USA gegen den Iran sind die schwersten, die bisher gegen das Land verhängt wurden und betreffen vor allem die Öl- und Transportindustrie sowie den Finanz- und Bankensektor des Landes. Dass einige Länder, wie China, Griechenland und Italien, von den Sanktionen im Ölhandel ausgenommen sind, belegt für Kharrazi den internationalen Bedarf iranischer Exporte. "Wir haben viele Ressourcen zur Verfügung, wir werden die Zeit gut überstehen und rechnen mit der Unterstützung unserer Freunde", so der Vorsitzende weiter. Die Regierung wolle die Grundversorgung der Bevölkerung sicherstellen und erwarte keine weitere Eskalation.

Der Unmut der Bevölkerung richtet sich laut Kharrazi jedoch nicht gegen die iranische Regierung. Die Sanktionen setzten besonders finanziell angeschlagene Menschen unter Druck. "Die Iraner sind Patrioten, die wissen, dass sie diesen Druck nicht grundlos auf sich nehmen: Sie sind nicht dazu bereit, ihre Souveränität zu verkaufen", sagte der ehemalige Außenminister.

Dennoch gebe es auch im Iran Menschen, die "von außen" beeinflusst seien und dem Druck nachgeben würden. Dies seien jedoch "Minderheiten". "Die aus dem Ausland gesteuerten Aktivitäten im Iran haben wegen mangelnder Unterstützung der Bevölkerung versagt", so Kharrazi. "Die Iraner sehen das als Hochverrat an und werden dem nicht nachgeben", ist er überzeugt.

Atomdeal

Von der EU erwartet Kharrazi, am Atomdeal festzuhalten und hofft auf baldige "Lösungen". "Natürlich gibt es Länder wie China und Russland, die ein zurückhaltendes Verhalten der EU ausnutzen und die Beziehungen zum Iran intensivieren wollen", gab er zu bedenken. "Der iranische Markt ist sehr groß und die EU kann davon sehr profitieren", sagte er.

Der frühere Außenminister rief zudem die UNO dazu auf, weiter am Atomdeal festzuhalten. "Alle Länder sollten die Resolution 2231 umsetzen und respektieren", betonte er. "Wir würden uns freuen, wenn die USA zum Atomdeal in seiner jetzigen Form zurückkehren würden", fuhr er fort. "Dann sehen wir weitere Verhandlungsmöglichkeiten". Momentan gebe es jedoch wegen mangelnden Vertrauens keine Möglichkeit für Verhandlungen mit den USA, die Kharrazi als "Konflikt- und Problemverursacher" bezeichnete.

Die außenpolitischen Interventionen des Iran im Nahen Osten dienten laut Kharrazi der "Sicherheit und Stabilität des Iran und der Region". Diese sei "legitim", denn die betroffenen Länder hätten den Iran und Russland dazu "eingeladen". Die Situation in Syrien stabilisiere sich zwar, es gebe aber noch "viel zu tun". Die Präsenz der USA, die bei jeder Gelegenheit intervenieren wollten und die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) unterstützten, sei in Syrien hingegen "illegal".