Jeder dritte Deutsche ist populistisch eingestellt. Das zeigt das heute in Berlin präsentierte "Populismusbarometer" der Bertelsmann-Stiftung.

Laut Bericht der "Welt" ist knapp jeder dritte Wahlberechtigte (30,4 Prozent) in Deutschland populistisch eingestellt. Das sind vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr (29,2 Prozent). Gleichzeitig sei die Gruppe der eindeutig unpopulistischen Wähler kleiner geworden.

Die größten Verschiebungen verzeichneten die Autoren zuletzt in der „politischen Mitte“. An den „politischen Rändern“ zeigten sich im Vergleich zu 2017 dagegen kaum Veränderungen. Laut Untersuchung könnten sozialpolitische Gerechtigkeitsthemen dem Trend zu mehr Populismus entgegenwirken.

Für die Online-Umfrage wurden im Mai und August dieses Jahres jeweils mehr als 3400 Wahlberechtigte von Infratest Dimap zu ihren Einstellungen befragt.

Verschiebungen in der "Mitte"

Der zunehmende Populismus in der Mitte erhöhe in dieser Gruppe die Wahrscheinlichkeit, AfD zu wählen, heißt es weiter. „Rechte wählen AfD, weil sie rechts ist. Wähler der Mitte wählen AfD, weil sie populistisch ist“, sagte der WZB-Demokratieforscher und Mitautor der Studie, Wolfgang Merkel im Interview mit der "Welt". Zitat: „Populismus ist damit das trojanische Pferd der AfD in der politischen Mitte.“

Trotz der Zunahme populistischer Einstellungen betonen die Autoren, dass gut zwei Drittel der Deutschen (69,6 Prozent) gar nicht oder nicht explizit populistisch eingestellt seien. Sieben von zehn Wahlberechtigten (71 Prozent) würden zudem nach eigenen Angaben „auf keinen Fall“ ihr Kreuz bei der AfD machen.

Mit dieser Ablehnung liege die AfD in etwa auf dem Niveau der rechtsextremen NPD, erklärte Mitautor Robert Vehrkamp von der Bertelsmann Stiftung gegenüber der "Welt".

Als Populismus bezeichnen die Autoren dabei eine bestimmte Idee von Demokratie, die durch die Unterscheidung zwischen einem „wahren Volk“ und „korrupten Eliten“, der Idee eines allgemeinen Volkswillens und der Idee gesellschaftlicher Homogenität definiert wird.
Daraus ergäben sich drei Facetten des Populismus: „Anti-Establishment“, „Pro-Volkssouveränität“ und „Anti-Pluralismus“.

Grüne auf Platz 2

Das Trendbarometer von RTL und n-tv sieht derzeit noch die Grünen in Deutschland bei derzeit 17 Prozent - damit wären sie auf Platz 2 nach CDU / CSU. Die SPD rutschtmit 16 Prozent ab auf den dritten Platz.

Es ist das erste Mal seit der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima im Jahr 2011, dass die Grünen im Trendbarometer vor der SPD rangieren.

Die Union aus CDU und CSU kam in der Umfrage des Instituts Forsa auf 28 Prozent, die AfD auf 15 Prozent und die Linke erreichte zehn Prozent. Die FDP verbuchte neun Prozent. 31 Prozent der deutschen Wahlberechtigten sind unentschlossen oder würden nicht wählen.

Mehrheit für weniger konservativen CDU-Kurs

In der Debatte um eine mögliche politische Neuausrichtung der Union ist die Wählerschaft gespalten. Einen konservativeren Kurs von CDU und CSU, wie ihn der neue Fraktionschef im Bundestag, Ralph Brinkhaus,  vertritt, befürwortet nur eine Minderheit von 28 Prozent der Wahlberechtigten. 36 Prozent wünschen sich dagegen den weniger konservativen Kurs, den Kanzlerin Angela Merkel vertritt. 31 Prozent befürworten gar keine Veränderung.

Für die Umfrage zu den Parteipräferenzen hatte Forsa vom 24. bis zum 28. September 2.501 Menschen befragt. Die statistische Fehlertoleranz wurde mit 2,5 Prozentpunkten angegeben. Die Umfrage zur Ausrichtung der Union lief vom 25. bis zum 27. September unter 1.523 Befragten, die statistische Fehlertoleranz lag dabei bei drei Prozentpunkten.

AfD auf Platz 2

Auch das Meinungsforschungsinstitut "Emnid", das für die "Bild am Sonntag" arbeitet, sieht die SPD auf dem dritten Platz. Platz 2 wird dort aber bereits der AfD zugeordnet. Laut einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage liegen die Unionsparteien bei 27 Prozent,l die AfD bei 17, die SPD bei 16 und die Grünen bei 15 Prozent. Die Linke liegt dahinter mit elf Prozent, die FDP steigt um einen Zähler auf zehn Prozent. 

Noch schlechter sieht es für die SPD im Osten Deutschlands aus: Hier verlieren die Sozialdemokraten sogar zwei Zähler und kommen nur noch auf eine Zustimmung von 13 Prozent. Die Union verharrt bei 22 Prozent, die AfD baut ihre Führung um einen Punkt auf 27 Prozent aus. Für den Sonntagstrend hat Emnid zwischen dem 20. September und dem 26. September 2018 1902 Personen befragt.