Es war schon fast wie ein Besuch bei einem alten Bekannten: Wie schon in den vergangenen Jahren stattete Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwochnachmittag (Ortszeit) am Rande der UN-Vollversammlung dem ehemaligen US-Außenminister Henry Kissinger (1973-1977) in New York einen Besuch ab.

Der 95-jährige Ex-Chefdiplomat und sein 63 Jahre jüngerer Gast erörterten aktuelle europäische Themen wie den Brexit oder die Migrationsfrage. Der körperlich schon etwas gebrechliche, geistig aber fitte Kissinger habe ihm auch seine Einschätzung der US-Politik gegenüber dem Iran nähergebracht, erklärte Kurz danach im Gespräch mit der APA.

Der frühere Außenminister rechne zwar mit weiteren wirtschaftlichen Maßnahmen von Präsident Donald Trump gegen Teheran, berichtete der Bundeskanzler, aber nicht mit einer kriegerischen Auseinandersetzung.

Van der Bellen schließt Krieg gegen Iran nicht aus

Trump hatte am gestrigen Dienstag bei seiner Rede vor der UN-Vollversammlung harte Töne gegen die Islamische Republik vom Stapel gelassen. Bundespräsident Alexander Van der Bellen hatte daraufhin gegenüber österreichischen Journalisten erklärt, er haben den Eindruck, dass Trump früher oder später einen Krieg gegen den Iran ins Auge fasse.

Angesichts dessen, welche Maßnahmen Trump in den vergangenen zwei Jahren bereits gegen den Iran ergriffen habe (Aufkündigung des Atomdeals, Verhängung von Wirtschaftssanktionen), handle es sich wohl um die "nächste Eskalationsstufe", befürchtete Van der Bellen.

Am späteren Nachmittag stand für den Bundeskanzler auch noch ein Gespräch mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu auf dem Programm. Ob dieser dem Kanzler dabei eröffnen wird, dass der israelische Bann gegen FPÖ-Regierungsmitglieder im Fall von Außenministerin Karin Kneissl aufgehoben wird, war am Nachmittag (Ortszeit) noch offen. Diplomatenkreise hatten das laut einem in der Nacht auf Mittwoch veröffentlichten Online-Bericht der Tageszeitung "Die Presse" in Aussicht gestellt.