Die Parlamentswahl in Pakistan ist von Gewalt überschattet worden. Bei einem Selbstmordanschlag im Südwesten des Landes kamen am Mittwoch mindestens 30 Menschen ums Leben. Unter den Opfern in der südwestpakistanischen Stadt Quetta befänden sich auch Kinder, sagte Mohamed Jafar vom Civil Hospital in Quetta. Mindestens 35 weitere Menschen seien verletzt worden.

Der Selbstmordattentäter habe seine Bombe nach ersten Erkenntnissen inmitten einer Schlange von Wählern neben einem Polizeiauto gezündet, sagte der Sprecher der Polizei in Quetta, Mohamed Ramzan. Der Anschlag habe einem hochrangigen Polizisten gegolten, der die Sicherheitsvorkehrungen des Wahllokals habe prüfen wollen. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) reklamierte den Anschlag über ihren Propagandakanal Amaq für sich.

Anschläge schon im Vorfeld

Bereits im Vorfeld waren bei mehreren Anschlägen auf Wahlveranstaltungen mehr als 180 Menschen getötet worden. Die Wahl fand nun unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt - mehr als 450.000 Polizisten und 37.000 Militärs sollten den Urnengang sichern. In einigen Gegenden bewachten Soldaten die Wahllokale nicht nur vor den Eingängen, sondern wurden auch in den Stimmabgabezentren selbst eingesetzt. Die Maßnahme sollte das Sicherheitsgefühl der Wähler erhöhen.

Vorwürfe, das Militär mische sich in die Urnengänge ein, waren während des Wahlkampfs weit verbreitet. Insofern stand die Rolle der Soldaten unter besonderer Beobachtung. "Es gibt einen Verhaltenskodex und wir als Beobachter sehen uns an, wie sich das Militär verhält", sagte der Chef der EU-Wahlbeobachtermission, der deutsche EU-Abgeordnete Michael Gahler, beim Besuch eines Stimmabgabezentrums in Islamabad. Der Bericht der EU-Wahlbeobachtungsmission soll am Freitag veröffentlicht werden.

Militärs präsent

In einem von ihm besuchten Wahllokal seien drei Wahlboxen sowie "mehr oder weniger" drei Soldaten gewesen, berichtete Gahler. Die Militärs sollten auch während der Stimmenauszählung in den Wahlstationen präsent sein, um für Sicherheit zu sorgen, hatte es im Vorfeld geheißen.

Nach jüngsten Umfragen war bei der Wahl ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der Regierungspartei Pakistanische Muslim-Liga (PML-N) von Ex-Premier Nawaz Sharif und der Tehreek-e Insaf (PTI) des ehemaligen Kricket-Stars Imran Khan erwartet worden. Da Wahlforschern zufolge aber keine Partei auf eine regierungsfähige Mehrheit kommen dürfte, könnte der südasiatischen Atommacht Ungewissheit bei der Regierungsbildung bevorstehen.