Mit einer unorthodoxen Variante wartet der langjährige Nationalratspräsident und ehemalige Hofburg-Kandidat Andreas Khol in der laufenden Debatte über eine Doppel-Staatsbürgerschaft für Südtiroler auf. Khol, gebürtiger Tiroler und ausgewiesener außenpolitischer Experte, schließt im Gespräch mit der Kleinen Zeitung nicht aus, dass Österreich sein Staatsbürgerschaftsrecht nach dem Ausscheiden Großbritanniens aus der EU ändern werde. „Wenn es zu einem harten Brexit kommt, wird die Regierung den in Großbritannien lebenden Österreichern ohnehin die Möglichkeit einer Doppel-Staatsbürgerschaft einräumen müssen.“

Im Zuge der Änderung könnte man dann auch den Südtirolern einen Doppel-Pass anbieten, so Khol, allerdings unter einer Bedingung: „Das muss in einem europäischen Geist erfolgen, also im Einvernehmen mit Rom, aber auch mit Bozen und Innsbruck.“

Rund 25.000 Österreicher leben in Großbritannien. Sollte es zu keiner Regelung zwischen Brüssel und London (harter Brexit) kommen, könnten sich die auf der Insel lebenden Auslandsösterreicher gezwungen sehen, die britische Staatsbürgerschaft anzunehmen, um in Großbritannien verbleiben zu können und auf wohlerworbene Rechte nicht verzichten zu müssen. Nach heimischem Recht müssen Österreicher, die eine fremde Staatsbürgerschaft annehmen, ihren rot-weiß-roten Pass zurücklegen.

In Koalitionskreisen in Wien verweist man auf das Regierungsprogramm, das ausdrücklich eine Doppel-Staatsbürgerschaft für drei Gruppen in Erwägung zieht: Südtiroler, die Nachfahren der NS-Opfer sowie in Großbritannien lebende Österreicher.

In EU-Keisen glaubt man allerdings nicht, dass London und Brüssel ohne Einigung auseinandergehen. "Ich würde keinen Cent auf einen harten Brexit wetten", erklärt ein Verhandler.