Irgendwann in diesen Tagen wird es einen Koalitionsvertrag geben und die Enttäuschungswelle, die übers Land schwappen wird, lässt sich absehen: kleines Karo, kein großer Wurf, viele kleine Spiegelstriche. Eine Prise Steuerabschreibungsmöglichkeit hier, dann noch 100 Gramm Bürokratieabbau da und 8000 zusätzliche Pflegekräfte, fertig ist die GroKo. Das große Ziel ist es, kommenden Donnerstag die Gespräche zu beenden. Immerhin wird mittlerweile nicht mehr der 1. April als Starttag für die neue GroKo genannt, der eine neue Regierung hochoffiziell als Scherz eingestuft hätte. Im März will man nun schon fertig werden. Zum EU-Reformgipfel am 23. März sollte eine deutsche Regierung auch wirklich sprach- und handlungsfähig sein, erst recht eine, die das Thema Europa so in den Mittelpunkt gerückt hat.

Die Verhandlungspartner haben die Erwartungen selber nach oben geschraubt: Von einem Aufbruch für Deutschland und Europa hat Bundeskanzlerin Angela Merkel gesprochen. Es dürfe „kein Weiter-so“ geben, hieß es unisono aus CDU, CSU und SPD.

Wenn es nun Enttäuschungen gibt, haben Merkel, Schulz und Co. sich das also auch selber zuzuschreiben. Sie haben sich dabei auch einem scheinbaren Bedürfnis nach großen Überschriften gebeugt. Der SPD-Parteichef musste zusätzlich auch eine Begründung liefern, warum er nun doch das tun will, was er zuvor so vehement abgelehnt hat: mit Merkel regieren. Die Regierungsbildung ist dadurch auf seltsame Weise überhöht worden. Und wie ein zu fetter Braten im Magen lasten auf der Republik die vier Monate, die nun schon vergangen sind seit der Bundestagswahl und in denen es gefühlt allabendlich Bilder gab von in Verhandlungssäle eilenden Politikern. Dabei haben Union und SPD verglichen zu den Jamaika-Partnern mit netto zwei Wochen für Sondierungen plus Koalitionsverhandlungen bislang wirklich zügig verhandelt. Die vielen tastenden Vorgespräche unter Mitwirkung des Bundespräsidenten muss man bei dieser Erfolgsbilanz allerdings abziehen.

Nun könnte es etwas werden, und das eigentlich Normale wird fast schon zur Sensation: Es ist Bundestagswahl und danach gibt es eine Regierung, und zwar in einer der Parteienkombinationen, die die Wähler mit ihren Stimmen ermöglicht haben. Und das ist nun einmal zum dritten Mal eine Große Koalition.