US-Präsident Donald Trump telefonierte in der Nacht mit dem chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping, einem der wichtigsten Player in dieser Krise, zum Thema Nordkorea. US-Außenminister Rex Tillerson hatte zuvor gesagt, auch Trump habe inzwischen signalisiert, dass er eine diplomatische Lösung bevorzuge. Tillerson, der um eine diplomatische Lösung bemüht ist und entsprechende Gespräche führte, war zuletzt mehrfach von Trump blamiert worden, der gleichzeitig einen Krieg der Worte entfachte.

Der chinesische Präsident Xi Jinping hat Trump in dem Telefonat zur Mäßigung im Atomstreit mit Nordkorea aufgefordert. Trump müsse "Worte und Taten" vermeiden, welche die ohnehin angespannte Lage auf der Koreanischen Halbinsel verschlimmerten, sagte Xi laut einem Bericht des staatlichen chinesischen Fernsehens vom Samstag.

Xi rief überdies alle beteiligten Seiten auf, "Zurückhaltung zu üben" und "den Weg des Dialogs, der Verhandlungen und einer politischen Lösung weiterzugehen", wie der Sender CCTV berichtete. Es sei "im gemeinsamen Interesse Chinas und der USA", die atomare Abrüstung auf der Koreanischen Halbinsel zu erreichen und Frieden und Stabilität in der Region zu bewahren.

Das Weiße Haus teilte nach dem Gespräch mit Xi mit, Nordkorea müsse sein "provokatives und eskalierendes Verhalten" beenden.

Krieg der Worte

Zuvor hatte Trump seine Politik der harten Worte fortgesetzt. "Ich hoffe, dass sie in Gänze die Tragweite dessen verstehen werden, was ich gesagt habe. Und was ich sage, meine ich auch", sagte er. Barschen Worten und Drohungen steht allerdings eine faktisch unveränderte US-Politik gegenüber. Es gibt keinerlei Anzeichen für eine Verlegung von Truppen, Flugzeugträgern oder Flugzeugen. Es gebe auch keinerlei Anzeichen dafür, dass die 150.000 US-Bürger in Südkorea in Sicherheit gebracht würden, berichtete der Sender NPR. Die 29.000 permanent in Südkorea stationierten US-Soldaten seien bereits seit langem für das gemeinsam mit Seoul vorgesehene Manöver eingeplant. Das Manöver soll am 21. August beginnen. 

Raketenabwehrsysteme in Japan installiert

Japan hat indes mit der Stationierung seines Raketenabwehrsystems begonnen. Das System werde derzeit in mehreren Städten im Westen des Landes installiert, berichtete der Rundfunksender NHK am Samstag. Auf Fernsehbildern waren Militärfahrzeuge mit entsprechendem Material zu sehen.

Nordkorea hatte zuletzt mit einem Raketenabschuss in Richtung der US-Pazifikinsel Guam gedroht, wobei die Geschoße über japanisches Gebiet fliegen würden. Tokio kündigte an, nordkoreanische Raketen abzuschießen, die japanisches Territorium bedrohten.

Washington und Pjöngjang hatten die gegenseitigen Drohungen zuletzt immer weiter verschärft. Trump hatte am Dienstag zunächst gedroht, die USA würden "mit Feuer und Zorn" auf weitere Provokationen reagieren. Nordkorea drohte daraufhin mit einem Angriff nahe der US-Pazifikinsel Guam.

Nordkorea sollte "sehr, sehr nervös" sein

Trump legte am Donnerstag nach und erklärte, seine Botschaft sei "vielleicht nicht hart genug" gewesen. "Nordkorea sollte sich lieber zusammenreißen, sonst wird es Ärger kriegen wie nur wenige Staaten zuvor." Nordkorea sollte "sehr, sehr nervös" sein. Am Freitag dann erklärte er die "militärische Lösung" für "vollständig vorbereitet". Mit Blick auf den nordkoreanischen Machthaber fügte er hinzu: "Hoffentlich findet Kim Jong-un einen anderen Weg."

US-Verteidigungsminister Mattis bezeichnete einen Krieg mit Nordkorea dagegen am Donnerstag als "katastrophal". Er setze weiter auf Diplomatie. "Die Tragödie des Kriegs ist allgemein bekannt, und wir brauchen keine weitere Beschreibung über die Tatsache hinaus, dass dies katastrophal wäre", sagte Mattis. Es seien bereits "diplomatische Ergebnisse" zu sehen, und diesen Weg wolle er fortsetzen. Welche Ergebnisse er meinte, ließ Mattis offen.

Reaktionen aus dem Ausland

Das chinesische Außenministerium erklärte am Freitag, die USA und Nordkorea sollten "vorsichtig" mit Worten und Taten umgehen. Beide Seiten sollten "die Spannungen abbauen". "Demonstrationen der Stärke" seien nicht angebracht.

Das Außenministerium in Peking äußerte überdies scharfe Kritik an einem US-Marinemanöver im Südchinesischen Meer. Die Souveränität und Sicherheit der Volksrepublik seien dadurch "ernsthaft" beeinträchtigt worden. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte am Freitag, dass die Rhetorik zwischen Washington und Pjöngjang "übertrieben" sei. Moskau hoffe, dass sich "gesunder Menschenverstand" durchsetzen werde.

In südkoreanischen Medien wurden unterdessen Rufe nach eigenen Atomwaffen laut. Das Vertrauen in den nuklearen Schutzschild der USA sei nicht unerschütterlich, schrieb der "Korea Herald". Das Blatt "Chosun" verlangte, angesichts einer "drohenden Katastrophe" müssten "sämtliche Optionen, selbst die bisher undenkbaren, auf den Tisch".

Von der Leyen wünscht sich Obama zurück

Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat weiterhin große Hochachtung vor dem ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama. Er habe Erhebliches geleistet, sagte sie am Freitag beim "Politischen Salon" der "Ostsee-Zeitung" in Rostock. "Und gerade im Lichte dessen, was wir in der jetzigen Präsidentschaft sehen, kann ich nur sagen: Ich wünsche mir einen Präsidenten Obama zurück."

Beim amtierenden US-Präsidenten Donald Trump wisse man nie, was Impuls und was Strategie sei. "Und diese Widersprüchlichkeit, dieses Wankelmütige, (...) mal ist alles gut, mal ist alles schlecht, das ist es ja, was die Unberechenbarkeit des Weißen Hauses macht", erklärte von der Leyen. Es sei allerdings zu beobachten, dass die US-Administration mit Außenminister Rex Tillerson oder Verteidigungsminister James Mattis alles tue und dagegen steuere, um mäßigend und berechenbar zu wirken.

Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU)
Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) © AP

"Jeder Tropfen Öl, der beim Thema Nordkorea ins Feuer gegossen wird, ist zu viel", sagte von der Leyen den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland mit Blick auf die Äußerungen des US-Staatschefs. "Präsident Trump hätte besser geschwiegen".

Trump sage "zu vielen Themen in einem Moment das eine und im nächsten das Gegenteil", kritisierte die Verteidigungsministerin. Selbst Insider in Washington wüssten nicht mehr, "was vom Handeln des Präsidenten Strategie und was impulsiv" sei. Als Konsequenz sieht von der Leyen einen Einflussverlust der USA in der Weltpolitik: "Das sprunghafte und teils widersprüchliche Agieren des amerikanischen Präsidenten führt bereits dazu, dass viele Akteure das Thema Sicherheit verstärkt unabhängig von ihm angehen."

Auch der deutsche SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz kritisierte die verbale Eskalation des Konflikts durch den US-Präsidenten. "Alle unsere Befürchtungen, die wir verbunden haben mit der Unberechenbarkeit der Politik von Donald Trump, werden bedauerlicherweise jetzt bestätigt", sagte er am Freitag in Berlin. Russland und China forderte der SPD-Chef auf, ihre "besondere Verantwortung" wahrzunehmen und mäßigend auf Nordkorea einzuwirken. "Ich glaube, jetzt ist die Stunde der Diplomatie."