Wenn die Vereinigten Staaten heute in Selbstverherrlichung baden und der überschwänglicher Patriotismus selbst einigen Amerikanern suspekt ist, fragt sich so mancher Außenstehender: Was gibt's denn da zu feiern? Was rechtfertigt Millionen wehende Flaggen, exorbitante Feuerwerke und schier endlos anmutende Paraden?

Um besser zu verstehen müssen wir uns ein wenig geschichtliches Basiswissen aneignen (Boston Tea Party, Unabhängigkeitskrieg) und selten angedachte Fragen stellen (Warum "Vereinigte Staaten"?).

Folgenschwere Unabhängigkeitsbewegung

Im 18. Jahrhundert unterschied sich die Zusammensetzung der Bevölkerung des kolonialisierten Amerikas grundsätzlich von der im Mutterland. Das "Mutterland" war Großbritannien. Mit rigorosen Methoden und merkantilistischer Politik versuchten sie Amerikas autonome Wirtschaft zu unterbinden und setzten ihre Forderungen autokratisch durch. Großbritanniens Kolonien wurden vermehrt auf die Rolle des Rohstofflieferanten beschränkt und nicht im englischen Parlament vertreten. Die Bevölkerung wurde vorerst mit Zugeständnissen und einer Befreiung der Steuerlast zufriedengestellt. Als diese aber nicht mehr eingehalten und Waren vermehrt versteuert wurden, gipfelte der Grant der Kolonien in einer öffentlichkeitswirksamen Aktion: Drei Schiffe - beladen mit Tee - wurden aus Protest 1773 vor dem Hafen Bostons versenkt. Das Ereignis geht als "Boston Tea Party" in die Geschichte ein und markiert den Beginn eines Unabhängigkeitskriegs, der den Höhepunkt der Amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung darstellen sollte. Die Fronten waren klar definiert: 13 britische Kolonien gegen das uneinsichtige und machtbesessene Mutterland.

Schlüsselereignis: Kontinentalkongress 

Wir überspringen einige Zeit an kriegsbetonter Geschichte Amerikas und machen bei einem Schlüsselereignis halt: Beim zweiten Kontinentalkongress. 1775 versammeln sich die Vertreter von zwölf Kolonien und planen eine Revolution gegen England. Der Entwurf zur Unabhängigkeit wurde von einem namhaften Komitee verfasst und am 2. Juli 1776 vorgelegt. Zwei Tage später, also heute vor 241 Jahren, wurde die so genannte Declaration of Independence schlussendlich angenommen.

Rein rechtlich gesehen waren die "Vereinigten Staaten" damit zwar noch nicht gegründet, dennoch sieht die Mehrheit der Amerikaner jenen Tag als Gründungstag an. Bereits am ersten Jahrestag wurden deshalb in Boston morgens und abends 13 Schüsse abgefeuert. Ein Jahr später überrascht George Washington anlässlich des jetzigen Feiertags seine Soldaten mit doppelter Portion Rum. Bestimmt werden heute zahlreiche Amerikanerinnen und Amerikaner Washingtons Beispiel folgen und sich selbst belohnen. Wenigstens wissen wir jetzt, warum...