Es wird kein einfacher Besuch, den Angela Merkel heute beim Nato-Partner und EU-Beitrittskandidaten Türkei in Ankara absolviert.
Merkel kommt zum ersten Mal seit dem gescheiterten Putsch im Juli vergangenen Jahres in die Türkei. Vorgesehen sind Treffen mit Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und Premier Binali Yildirim.
Merkel will mit ihrer Visite das EU-Türkei-Flüchtlingsabkommen absichern, um im Bundestagswahlkampf keine unliebsamen Überraschungen zu erleben.

Die türkische Seite hat erst in der Vorwoche wieder einmal mit der Kündigung des Deals gedroht, nachdem der Oberste Gerichtshof Griechenlands entschieden hatte, acht nach dem Putschversuch geflüchtete türkische Armeeoffiziere nicht auszuliefern. Die Türkei wirft ihnen vor, in den Putschversuch verstrickt zu sein und der islamischen Gülen-Bewegung anzugehören, die sie dafür verantwortlich macht.


Ankara wirft Berlin zudem vor, Aktivitäten der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK zu dulden. Zwar wurde jüngst ein PKK-Gruppenleiter in Düsseldorf zu drei Jahren Haft verurteilt, doch Ankara will noch härtere Maßnahmen.

Vor allem der Zeitpunkt des Merkel-Besuchs ist umstritten. Am 9. April dürfte das Verfassungsreferendum stattfinden, mit dem ein exekutives Präsidialsystem eingeführt werden soll, das Erdogan Kontrolle über die Regierung, das Parlament und die Gerichtsbarkeit verleiht. Kritiker bemängeln, dass die Kanzlerin im Vorfeld der Volksabstimmung Partei für den Präsidenten und dessen autoritären Kurs ergreife.