Die PKK-Splitergruppe TAK hat sich zum Doppelanschlag am Samstagabend vor dem Besiktas-Stadion im Zentrum Istanbuls bekannt. Die kurdische Terrororganisation erklärte in einer Stellungnahme auf ihrer Webseite am Sonntag, das türkische Volk sei nicht ihr primäres Ziel gewesen. Der Anschlag traf vor allem Polizisten, 30 der insgesamt 38 Todesopfer gehörten den Sicherheitskräften an.

Bei dem Doppelanschlag seien auch zwei ihrer Mitglieder getötet worden, erklärte TAK weiter. Am Samstagabend war vor dem Besiktas-Stadion zunächst eine Autobombe an einem Sammelpunkt der Bereitschaftspolizei explodiert. Weniger als eine Minute später sprengte sich nach Angaben der türkischen Behörden ein Selbstmordattentäter im Macka-Park inmitten einer Gruppe von Polizisten in die Luft.

Die pro-kurdische Partei HDP hat den Doppelanschlag in Istanbul scharf verurteilt. "Mit den zwei Bombenanschlägen in Istanbul herrscht in den Häusern vieler Familien wieder Trauer. Wir verurteilen diese Anschläge aufs Schärfste. Wir sind sehr traurig und teilen den Schmerz", hieß es in einer Mitteilung der Parteizentrale am Sonntag.

Zugleich rief die Partei zum "Ende der Polarisationspolitik" in der Türkei und zur Wahrung von Frieden, Demokratie und Menschenrechten auf.

Kein Bekenntnis zur Tat

Präsident Recep Tayyip Erdogan nannte die Anschläge "abscheulich". Nach Angaben von Innenminister Süleyman Soylu war kurz nach einem Fußballspiel zwischen den türkischen Erstligaclubs Besiktas und Bursaspor um 22.29 Uhr (Ortszeit, 20.29 Uhr MEZ) eine Autobombe vor der Vodafone Arena, dem Stadion von Besiktas, explodiert. Der Anschlag galt seinen Angaben zufolge einem Bus mit Polizisten, die das Fußballspiel abgesichert hatten. 45 Sekunden später habe sich im nahegelegenen Macka-Park ein Selbstmordattentäter in einer Gruppe Polizisten in die Luft gesprengt.

Fernsehbilder zeigten schwer beschädigte Polizeifahrzeuge sowie ein brennendes Auto und mehrere Rettungswagen. Nach Angaben von Augenzeugen gingen zudem mehrere Fenster von benachbarten Häusern zu Bruch. Die Polizei riegelte das gesamte Gebiet rund um die Vodafone Arena ab, die im Stadtteil Besiktas im europäischen Teil der Metropole liegt. Die Gegend zwischen dem Taksim-Platz und dem ehemaligen Sultanspalast Dolmabahce ist auch bei Touristen sehr beliebt.

"Terrorakt" gegen Sicherheitskräfte

Erdogan sprach von einem "Terrorakt", der sich gegen die türkischen Sicherheitskräfte und die Menschen in Besiktas gerichtet habe. Die zwei Explosionen unmittelbar nach dem Ende des Fußballspiels hätten offenbar möglichst viele Menschen töten sollen. Die Menschen in Istanbul hätten wieder einmal "das hässliche Gesicht des Terrorismus" miterlebt, der "Werte und Moral mit Füßen tritt".

Nach Berichten türkischer Staatsmedien hielt Erdogan sich zum Zeitpunkt des Anschlags in seiner Istanbuler Residenz im Vorort Tarabya auf. Im Dolmabahce-Palast hat Regierungschef Binali Yildirim seine Istanbuler Büros.

Vize-Regierungschef Numan Kurtulmus erklärte, der Anschlag habe sich ganz klar gegen die Polizei gerichtet. Auch Besiktas verurteilte den Anschlag. Nach Angaben des Fußballklubs gab es unter den Anhängern und Spielern beider Fußballklubs keine Verletzten.

Blutige Anschläge

In Istanbul hatte es in diesem Jahr schon mehrere schwere Anschläge gegeben, für die die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) oder deren Splittergruppe Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) oder die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) verantwortlich gemacht wurden. Istanbul war auch einer der Hauptschauplätze des blutigen Putschversuchs Mitte Juli.