Es gibt wieder Hoffnung für Zypern: Nach mehr als 42 Jahren Trennung sind sich griechische und türkische Zyprioten ein ganzes Stück näher gekommen. Die zypriotischen Volksgruppenführer - der griechische Zypriot Nikos Anastasiades und der türkische Zypriot Mustafa Akinci - haben im schweizerischen Mont Pelerin fünf Tage lang verhandelt.

Im Mittelpunkt stand das heikle Thema innerzypriotischer Grenzen zwischen den beiden Bundesstaaten, die im Falle einer Lösung die Bundesrepublik Zypern bilden sollen. Die Gespräche dauerten am Freitagabend noch an. Beide Seiten ließen jedoch an die Presse durchsickern, eine Einigung sei in greifbarer Nähe. Dies hatte auch der UN-Generalsekretär Ban Ki-moon Anfang der Woche gesagt, als er selbst nach Mont Pelerin zur Eröffnung der Gespräche reiste.

Analysten warnten jedoch vor allzu großen Erwartungen. Die beiden Seiten trennen nämlich noch wichtige Themen. Denn die Rückgabe von Boden seitens der türkischen Zyprioten an die griechischen Zyprioten würde bedeuten, dass viele Menschen ihre Häuser verlieren und umgesiedelt werden müssten. Dies will Volksgruppenführer Akinci vermeiden. Sein Kollege Anastasiades will jedoch, dass griechische Zyprioten in ihre Städte und Dörfer unter der Verwaltung des eigenen Bundesstaates zurückkehren.

Die Zahlen sind für die drittgrößte Mittelmeerinsel enorm. 160.000 griechische und 40.000 türkische Zyprioten mussten 1974 nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention aus ihren Dörfern und Städten fliehen. Allein die Entschädigungen, an diejenigen, die umgesiedelt werden müssen, werden auf mehr als zehn Milliarden Euro geschätzt.

Der UN-Vermittler, Espen Barth Eide, zeigte sich in den vergangenen Tagen optimistisch. Noch nie hätten die beiden Seiten solche heikle Themen angesprochen wie bei dieser Gesprächsrunde, meinte er. Beobachter sahen auch einen anderen Grund für die Annäherung: Nach mehr als 42 Jahren bringt jeder Tag eine endgültige Trennung näher.

Noch ist die Lösung nicht unter Dach und Fach. Einigen sich die beiden Seiten auf das sogenannte territoriale Thema, muss noch das Thema Sicherheit geklärt werden. Die eine Seite fordert, dass die Türkei Garantiemacht bleibt, wie sie es seit der Gründung des Staates 1960 war. Darauf besteht auch Ankara. Die andere Seite lehnt dies jedoch strikt ab. Garantiemächte brauche man in der EU nicht mehr, meinen sie.

Die nächste und entscheidende Phase der Verhandlungen ist bereits in Sicht: Eine internationale Konferenz, an der die sogenannten Mutterstaaten Türkei und Griechenland, die Ex-Kolonialmacht Großbritannien, die Vereinten Nationen und auch die EU teilnehmen, könnte den Gordischen Knoten der Sicherheitsfrage zerschlagen. Doch auch dann wird die Zypernfrage nicht gelöst sein. Erst müssen beide Volksgruppen das ganze Lösungspaket in getrennten Abstimmungen billigen. Ein ähnlicher Plan, den die UN 2004 ausgearbeitet hatten, scheiterte am Nein der griechischen Zyprioten. Sie waren damals nicht überzeugt, dass Ankara, das 35.000 Soldaten im Norden Zyperns unterhält, den Plan in die Tat umsetzen würde.