Kaum Entspannung an der griechisch-mazedonischen Grenze bei Idomeni. Nach griechischen Medienberichten warten mittlerweile mehr als 10.000 Migranten auf der griechischen Seite der Grenze. Am Mittwoch öffnete Mazedonien kurzzeitig die Grenzen, um insgesamt 170 Menschen passieren zu lassen. Es war die erste Gruppe von Asylsuchenden, die die mazedonischen Behörden nach dem Sturm verzweifelter Migranten auf den Grenzzaun am Montag ins Land ließen. Nur jene Personen, die vollständige Personaldokumente besitzen, durften die Grenze passieren, meldete die serbische Presseagentur Tanjug.

Insgesamt warten auf der griechischen Seite der Grenze laut internationalen Hilfsorganisationen rund 10.000 Menschen. Laut Tanjug treffen täglich zwischen 900 und 1.000 neue Flüchtlinge ein. Sie hoffen, dass Mazedonien wieder seinen Zaun öffnet und sie damit weiter nach Mitteleuropa kommen. Aus diesem Grund weigern sie sich, in Flüchtlingslagern südlich der Grenze untergebracht zu werden. Die Versorgung dieser Menschen wird immer schwieriger. Ihre Gesundheit - vor allem die der Kinder - sei in Gefahr, warnten mehrere humanitäre Organisationen.

Lage kann jederzeit explodieren

Der SPÖ-Europaabgeordnete Josef Weidenholzer zeigte sich nach einem Besuch im Flüchtlingslager Idomeni betroffen. Die Lage dort könne "jederzeit explodieren", meinte er. "Mein Eindruck ist, dass dort fast ein Drittel Kinder sind. Aufgefallen sind mir auch viele Menschen mit Kriegsverletzungen. Die jungen Männer sind dort in der Minderzahl", schilderte er seine Eindrücke. Die von Österreich verhängten Obergrenzen in der Flüchtlingskrise bezeichnete Weidenholzer als "Scheinlösungen". Auch "über Tageskontingente brauchen wir nicht reden", sagte Weidenholzer am Mittwoch in Brüssel.

Problematisch sei auch die fehlende Information. Er sei von den Flüchtlingen bestürmt worden, wie es weiter geht. Es herrsche große Unsicherheit, "niemand weiß, wie er dran ist". Es gebe Nummern, um ein paar Menschen pro Tag über die Grenze nach Mazedonien zu lassen, und dafür würden viele Menschen in Kauf nehmen, im Regen zu übernachten, um nur ja nicht ihren Platz in der Schlange vor dem Grenzübergang zu verlieren.

Auf EU-Ebene hält Weidenholzer nach wie vor eine gemeinsame europäische Lösung als die einzige Möglichkeit, das Problem lösen zu können. Die nationalen Maßnahmen auch in Österreich seien sehr stark auf innenpolitische Profilierungsprobleme reduziert worden. Außerdem dürfte dies dazu führen, dass Alternativ-Fluchtrouten entstehen.

Der SPÖ-Europamandatar kann sich im Sinn einer EU-Lösung auch eine Art "Schuman-Plan" vorstellen, mit dessen Hilfe "Sicherheitszonen" für Flüchtlinge in der Türkei, im Nordirak, Jordanien oder Libanon entstehen. In solchen Zonen sollten sich die Flüchtlinge auch selber verwalten können. Weidenholzer verwies auch darauf, dass hunderttausende Flüchtlinge in diesen genannten Ländern wieder in ihre Heimat zurückkehren wollten.