Der prominente prokurdische Chef der Anwaltskammer Diyarbakir, Tahir Elci, und ein Polizist sind bei Gefechten in der südosttürkischen Kurdenmetropole erschossen worden. Zwei Polizisten seien verletzt worden, erklärte der türkische Innenminister Efkan Ala am Samstag vor Journalisten in Ankara.

Von welcher Seite die tödlichen Schüsse abgefeuert wurden, blieb zunächst unklar. Die Anwaltskammer in Diyarbakir teilte über Twitter mit, Elci sei Opfer eines Attentats geworden. Details nannte die Kammer nicht. Innenminister Ala kündigte Ermittlungen an. 

Immer wieder Auseinandersetzungen

Die Nachrichtenagentur DHA berichtete, der Kammerchef Elci habe mit einer Gruppe von Anwälten im Viertel Sur vor Journalisten gesprochen, als er getroffen worden sei. Wie auf Fernsehbildern zu sehen war, appellierte Elci kurz vor seinem Tod für Frieden in der Region: "Wir sagen, der Krieg, die Kämpfe, die Waffen, die Einsätze sollen fern bleiben von hier", sagte er.

Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte, der Zwischenfall zeige, dass die Türkei mit ihrem entschlossenen Kampf gegen den Terrorismus recht habe. Auf einem Video der Nachrichtenagentur Dogan ist zu sehen, wie Männer, die sich hinter dem Minarett einer Moschee versteckt hatten, plötzlich das Feuer auf Elci und die neben ihn stehenden Menschen eröffnen. Der Gouverneur von Diyarbakir verhängte nach dem Anschlag eine Ausgangssperre.

Im Viertel Sur in Diyarbakir kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK und Sicherheitskräften. Elci hatte für seine Erklärung einen symbolträchtigen Ort ausgewählt. Er sprach in der Altstadt vor einer bekannten Moschee, deren Minarett von Gefechten schwer beschädigt worden war. 

Elci war ein bekannter prokurdischer Menschenrechtsanwalt. Im Oktober war er vorübergehend unter dem Vorwurf der Propaganda für die PKK festgenommen worden. Grund war ein Fernsehauftritt, bei dem er sagte, die PKK sei keine Terrororganisation.