23.18 Uhr: Mazedoniens Parlament verlängerte Ausnahmezustand 

Mazedoniens Parlament hat heute, Freitag, wegen des anhaltenden Flüchtlingsanstroms auf Vorschlag der Regierung den Ausnahmezustand an der südlichen und der nördlichen Landesgrenze bis Mitte Juni 2016 verlängert. Innenminister Mitko Cavkov begründete den Regierungsvorschlag mit den Prognosen, dass der Ansturm an die mazedonischen Grenzen weiter anhalten dürfte.

Nach Angaben des Innenministeriums haben alleine in den vergangenen drei Monaten den Balkanstaat rund 83.000 Flüchtlinge passiert, seit dem Jahresbeginn ganze 300.000. "Wir setzen uns mit einem sehr komplizierten Problem auseinander. Es stellte sich heraus, dass kein einziger Staat die Fähigkeiten hat, es selbst zu meistern," meinte Innenminister, der Medienberichten zufolge zu einer weltweiten Krisenlösung aufforderte.

22.54 Uhr: Ungarn entwaffnete kroatische Polizisten 

Die Flüchtlingstransporte von Kroatien nach Ungarn sind offenbar nicht zwischen den beiden EU-Nachbarn koordiniert. "Ohne jegliche Absprache sind 1000 Migranten mit dem Zug nach Magyarboly gebracht worden", sagte Ungarns Regierungssprecher Zoltan Kovacs am späten Freitagabend im ungarischen Grenzort Beremend. Die 40 kroatischen Polizisten, die den Zug begleiteten, seien entwaffnet worden.

Der Zugführer sei festgenommen worden, fügte der Sprecher hinzu. Zuvor waren die Bereitstellung eines ungarischen Zugs zur Abholung der Flüchtlinge im Grenzbahnhof Magyarboly und von Bussen am Grenzübergang Beremend als Anzeichen dafür gedeutet worden, dass die Menschen auf organisierte Weise nach Österreich gebracht würden. Augenzeugen sahen zudem, wie ungarische und kroatische Polizisten in dem Grenzbahnhof gemeinsam agierten. In kroatischen Medien hieß es bereits: "Korridor nach Westen geöffnet".

Am späten Freitagabend mutmaßten ungarische Medien jedoch, dass die Asylbewerber in westungarische Lager gebracht würden. Ein erster Bus traf bereits im Aufnahmezentrum Vamosszabadi bei Györ ein, wie die lokale Webseite "kisalfold.hu" berichtete.

Kroatien hatte am Freitag erklärt, den Flüchtlingsandrang nicht mehr bewältigen zu können. Ungarn hatte am letzten Dienstag seine Grenze zu Serbien für Flüchtlinge abgeschottet. Seitdem kamen aus Serbien mehr als 17.000 Menschen nach Kroatien, um von dort weiter nach Westeuropa zu gelangen.

22.18 Uhr: Sieben Personen vor libyscher Küste ertrunken

Vor der libyschen Küste sind erneut sieben Flüchtlinge ertrunken, unter ihnen ein Kind. Bei dem Unglück im Mittelmeer seien womöglich weitere Menschen ertrunken, teilte die Küstenwache des nordafrikanischen Staates am Freitagabend mit. Vier schwangere Frauen würden noch vermisst. Dagegen konnten 102 Flüchtlinge den Angaben zufolge gerettet werden. Ein libyscher Öltanker nahm sie an Bord.

Wie ein Offizier des Öltankers der Nachrichtenagentur AFP berichtete, befand sich der Tanker etwa 22 Seemeilen von Tripolis entfernt, als die Mannschaft eine Gruppe von Menschen neben einem Schlauchboot sah, aus dem die Luft entwich. Der Tanker nahm das Schlauchboot in Schlepptau und brachte es zusammen mit den geretteten Menschen nach Tripolis. Die Küstenwache barg sieben Leichen aus dem Meer.

Täglich versuchen derzeit Hunderte Menschen, von Afrika nach Europa zu gelangen. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) haben seit Beginn des Jahres bereits mehr als 300.000 Flüchtlinge den lebensgefährlichen Weg über das Mittelmeer genommen, mehr als 2500 starben dabei.

21.50 Uhr: 400 Flüchtlinge kommen auf das Festivalgelände in Wiesen 

Das für seine Festivals bekannte Gelände in der burgenländischen Gemeinde Wiesen wird zum Großquartier für Flüchtlinge. Das teilte das Innenministerium Freitagabend mit Dank an Land, Gemeinde und Arbeiter-Samariterbund, der die Betreuung übernimmt, mit. Bis zu 400 Personen sollen ab Samstag im überdachten Bereich des Geländes unterkommen. Begründet wird die Maßnahme mit der hohen Zahl an Asylanträgen, die in Österreich derzeit gestellt würden. Dadurch sei es zu vorübergehenden Engpässen in den Verteilerquartieren gekommen. Notunterkünfte wie jene in Wiesen würden nun helfen, die Neuankommenden vor Obdachlosigkeit zu schützen. Um eine Dauerunterkunft handelt es sich in Wiesen freilich nicht.

Seit Deutschland wieder Grenzkontrollen eingeführt hat, ist die Zahl der Asylansuchen in Österreich wieder deutlich nach oben gegangen. Alleine von Dienstag bis Donnerstag wurden laut "Presse" mehr als 1470 Anträge abgegeben.

21.22 Uhr: Slowenien erwägt Korridor für Flüchtlinge 

Sloweniens Regierung erwägt die Einrichtung eines Korridors durch das Land für Flüchtlinge. Sollte der Druck durch den Zustrom von Migranten für Slowenien zu groß werden, werde man über eine solche Maßnahme mit den betroffenen anderen Staaten sprechen, sagt Ministerpräsident Miro Cerar am Abend. Der Premier bedauerte, dass Kroatien die "Flüchtlingskrise so schnell entglitten" sei. Ein Einsatz der Armee war laut Cerar abgesehen von "logistischer Hilfe" nicht notwendig. "Wir wollen Gewalt vermeiden."

20.46 Uhr: Turbulenzen an kroatisch-slowenischer Grenze

Zu turbulenten Zwischenfällen ist es am Abend am kroatisch-slowenischen Grenzübergang Harmica-Rigonce gekommen. Rund 300 Flüchtlinge durchbrachen gegen 19.20 Uhr den Grenzposten in Kroatien und zogen in Richtung Slowenien. Dort war die Polizei mit Spezialeinheiten im Einsatz.

Vorerst kam es zu keinen groben Zusammenstößen, die Flüchtlinge vereinten sich auf einer kleinen Brücke über den Sutla-Fluss im Niemandsland zwischen den beiden ex-jugoslawischen Staaten mit Aktivisten beider Länder, die zur "Flüchtlinge Willkommen" skandiert hatten. Es waren auch Transparente zu sehen.

Die kroatische Grenzwache hatte die Schlagbäume geöffnet, die Beamten zogen sich zurück, sodass am Abend der Übergang in Richtung Kroatien in diesem Abschnitt frei zugänglich war. In Harmica, dem Grenzort in Kroatien, trafen laufend neue Flüchtlinge ein, teilweise per Zug.

20.30 Uhr: Hitzige Diskussion im Kärntner Landtag 

Der Kärntner Landtag ist am Freitagabend zur einer Sondersitzung zusammengetreten. In der emotional geführten Debatte zur Flüchtlingsproblematik bekräftigten Vertreter von SPÖ und Grünen die Pflicht, zu helfen. Die FPÖ warnte vor gewalttätigen Einwanderern, die ÖVP verwies auf die Verantwortung gegenüber der einheimischen Bevölkerung. 

Landeshauptmann Peter Kaiser betonte, dass das Problem auf globaler Ebene gelöst werden müsse. "Es ist aber unsere verdammte Pflicht, Menschen, die zu uns kommen, zu helfen", so der SPÖ-Politiker. Der Dritte Landtagspräsident Josef Lobnig (FPÖ) forderte in seiner Rede Kürzungen der Sozialleistungen in Österreich und zitierte den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban: "Er hat schon recht, wenn er sagt, niemand hat das Recht auf Wohlstand, auf ein besseres Leben in einem anderen Land." 

20.12 Uhr: Hunderte überquerten die grüne Grenze nach Slowenien

Der Flüchtlingsstrom nach Slowenien nimmt langsam zu. Am Freitag stand der Südosten des Landes, der nahe von Kroatiens Hauptstadt Zagreb liegt, am stärksten unter Druck. Rund 600 Flüchtlinge seien in diesem Teil Sloweniens in den vergangenen 24 Stunden über die grüne Grenze von Kroatien gekommen, so der Leiter der Grenzpolizei in der Polizeibehörde Novo mesto, Anton Stubljar, am Abend in Brezice. Rund 200 Flüchtlinge, die an der grünen Grenze aufgegriffen wurden, warteten am Freitagabend auf den umliegenden Grenzübergängen, um in das Erstaufnahmezentrum nach Brezice zur Registrierung gebracht zu werden. In dem Zentrum befanden sich noch 180 Menschen, weitere 200 wurden im Laufe des Tages bereits in das Aufnahmezentrum nach Postojna ins Innere des Landes gebracht. Laut Stubljar weigert sich Kroatien die Flüchtlinge zurückzunehmen.

Im Brezice können in einem Zeltlager, das im Hof der dortigen Polizeistation aufgebaut wurde, bis zu 400 Menschen untergebracht werden, sagte Stubljar. Der Zivilschutz war am Freitag noch mit dem Aufbau des Zeltlagers, das mit Sanitäranlagen und fließenden Wasser ausgestattet wurde, beschäftigt. Am Freitagabend waren die Zelte laut dem Polizeisprecher noch leer. Die Flüchtlinge, darunter auch viele Familien mit Kleinkindern, wurden vorerst in dem Gebäude der Polizeistation mit Ausgang auf einen überdachten Hof untergebracht. Die meisten kamen aus Syrien, dem Irak und Afghanistan. Ihr Ziel war einstimmig "Germany".

Am Vormittag, als man mit den Flüchtlingen noch über den Zaun kommunizieren konnte, schien die Atmosphäre gelassen. Später hat die Polizei den Reportern vor Ort den Zugang zu den Flüchtlingen versperrt. Laut dem Polizeisprecher gab es auch sonst keine Probleme mit den Flüchtlingen. Das Polizeiaufgebot an der Grenze war sichtbar verstärkt, zum Schutz der Grenze wurde auch die Bereitschaftspolizei eingesetzt. Auch deswegen, weil Kroatien seine Verpflichtungen zum Schutz der Schengengrenze nicht einhalte, wie Stubljar kritisierte. Deswegen ist am Freitag auch der kroatische Botschafter in das Außenamt in Ljubljana zitiert worden.

Auf der anderen Seite der Grenze haben sich in umliegenden Grenzdörfern mehrere Dutzend Flüchtlinge versammelt. Laut den dortigen freiwilligen Helfern, die sie mit Nahrung und Bekleidung versorgten, haben zahlreiche in der Nacht auf Freitag versucht, über die Grenze zu kommen. Auch in anderen Teilen des Landes, in der nordöstlichen Region Podravje, kamen kleinere Flüchtlingsgruppen über die Grenze.

19.27 Uhr: Schlepper binnen zwei Tagen verurteilt

Ein irakischer Schlepper ist heute von einem Gericht in Budapest im Eilverfahren in erster Instanz zu fünf Jahren Gefängnis und einer fünfjährigen Ausweisung aus Ungarn verurteilt. Ungarische Medien schrieben von einem Präzedenzfall, da der Mann am Mittwoch geschnappt und zwei Tage später bereits abgeurteilt wurde. Der in Deutschland lebende Iraker hatte am Mittwoch auf der ungarischen Autobahn M5 fünf irakische Flüchtlinge aufgenommen, um sie nach Deutschland zu schmuggeln. Die Migranten verfügten über keinerlei für einen Grenzübertritt berechtigte Dokumente.

19.15 Uhr: Keine Vorabinformation aus Ungarn

Das Innenministerium in Wien sei von den ungarischen Behörden im Vorfeld nicht informiert worden, dass Busse mit Flüchtlingen in Registrierungsstellen nahe der österreichischen Grenze gebracht werden, hieß es am Freitagabend. Weiters erklärte ein Sprecher des Ministeriums, die Behörden seien aber vorbereitet, sollte es wieder zu Übertritten von Flüchtlingen aus Ungarn nach Österreich kommen.

18 Uhr: Ungarn schickt Busse in Richtung österreichische Grenze

Ungarn hat am Freitagnachmittag seine Grenze zu Kroatien geöffnet. Laut der Nachrichtenagentur MTI ließen die ungarischen Behörden rund 1500 Flüchtlinge auf ungarisches Gebiet. Hier konnten sie nach Medienberichten 21 Busse besteigen. Diese waren am frühen Abend in Richtung österreichischer Grenze unterwegs.

Wie die Sprecherin des ungarischen Polizeipräsidiums auf APA-Anfrage erklärte, würden die illegalen Migranten zu Registrierstellen in den westungarischen Orten Vamosszabadi und Szentgotthard transportiert. Vamosszabadi liegt in der Nähe von Györ und damit unweit von Nickelsdorf, Szentgotthard an der ungarischen Seite des Grenzübergangs in Heiligenkreuz im Lafnitztal.

Die Behörden hoffen, dass die Migranten bei der Registrierung kooperieren. Freilich ist nicht ausgeschlossen, dass sie dies nicht tun und stattdessen die Grenze zu Österreich überqueren.

17.55 Uhr: 150 Flüchtlinge via Graz nach Deutschland

An der steirisch-slowenischen Grenze bleiben "die Kontrollen aufrecht. Aufgriffe gab es tagsüber aber nicht", teilte die Landespolizeidirektion mit.
Bewegung gab es kurzfristig in Graz, als 150 Flüchtlinge von Heiligenkreuz zum Ostbahnhof gebracht wurden. "Sie mussten aber nicht versorgt werden und fuhren mit einem Sonderzug nach Wien und von dort nach Deutschland", so ein Beamter.

15.22 Uhr: Österreich schickt Grenzschutz-Spezialisten nach Slowenien

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) will bis zu 30 österreichische "Spezialisten" an die kroatisch-slowenische Grenze schicken, um Ljubljana bei der Kontrolle der Schengen-Außengrenze zu unterstützen. Bereits Anfang nächster Woche sollen die ersten dort ihre Arbeit aufnehmen, bisher seien sie in anderen Balkanstaaten im "Unterstützungseinsatz", teilte das Innenministerium am Freitag mit.

Getroffen wurde die Entscheidung demnach in einer "Telefonkonferenz" Mikl-Leitners mit ihrer slowenischen Amtskollegin Vesna Györkös Znidar. Ljubljana bereitet sich aktuell auf die Ankunft tausender Flüchtlinge vor.

15.11 Uhr: Kroatien bringt Flüchtlinge an die ungarische Grenze

Ist es eine Racheaktion auf dem Rücken der Flüchtlinge? Kroatien hat am Freitag, wie von Ministerpräsident Zoran Milanovic angekündigt, mit dem Transport von Flüchtlingen nach Ungarn begonnen. "Wir organisieren Transporte von Migranten nach Ungarn", sagte ein Vertreter des Innenministeriums in Zagreb, der nicht namentlich genannt werden wollte. Seit Ungarn am Dienstag seine Grenze zu Serbien dicht machte, versuchen tausende Flüchtlinge durch Kroatien weiter nach Nordwesten zu gelangen. Die Lage ist chaotisch. Ungarn begann in der Nacht auf Freitag mit dem Bau eines Zauns auch an der Grenze zu Kroatien.

Kommen alle mit? Zug Richtung Zagreb

14.40 Uhr: Bayern kritisiert Österreich scharf

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann hat Österreich vorgeworfen, in der Flüchtlingskrise europäisches Recht zu missachten. Sowohl der Schengen-Kodex als auch die Dublin-Verordnung würden tausendfach missachtet, sagte Herrmann am Freitag vor Journalisten in München.

Anders sei es nicht erklärbar, dass massenhaft Personen, die weder ein Schengen-Visum vorweisen könnten noch als Flüchtlinge registriert seien, nach Bayern kommen könnten, sagte der Minister. Er stellte Österreich diesbezüglich in eine Reihe mit Ländern wie Italien oder Griechenland.

Die Grenzkontrollen an den Grenzen zu Österreich sollen nach den Worten Herrmanns so lange aufrecht erhalten bleiben "bis in der EU wieder rechtmäßige Zustände hergestellt sind". Entweder müsse man neue Abmachungen treffen oder die geltenden wieder eingehalten werden, forderte der bayerische Innenminister.

13.54 Uhr: Vierjähriges Mädchen tot an türkischen Strand gespült

Zwei Wochen, nachdem das Bild des ertrunkenen Buben Aylan Kurdi weltweit Bestürzung ausgelöst hatte, ist an der türkischen Küste erneut eine Kinderleiche angespült worden. Wie die Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi am Freitag meldete, handelte es sich um ein vierjähriges syrisches Mädchen, das bisher aber noch nicht identifiziert werden konnte.

Die Kleine wurde demnach an einem Strand der Region Cesme entdeckt, die unweit der griechischen Insel Chios liegt. Nach Angaben von Anadolu Ajansi gehörte das Mädchen zu einer Gruppe von 15 Syrern, deren Boot auf dem Weg nach Griechenland gesunken ist. Die Küstenwache rettete die anderen 14 Schiffbrüchigen, darunter auch acht weitere Kinder.

13.45 Uhr: Zagreb will Flüchtlinge nach Ungarn bringen

Der kroatische Ministerpräsident Zoran Milanovic kündigte an, die Flüchtlinge an die ungarische Grenze transportieren zu wollen. Der Weg zur ungarischen Grenze sei nämlich der kürzeste, erläuterte er. Milanovic kritisierte die Weigerung der beiden Nachbarländer Slowenien und Ungarn, die ankommenden Flüchtlinge durchreisen zu lassen. "Ich verstehe nicht, wo das Problem ist, wenn die Leute durch Slowenien und Ungarn reisen, sind sie nicht sauber genug?", sagte er nach Angaben der slowenischen Nachrichtenagentur STA. "Wenn Deutschland kein Problem darin sieht, die Migranten aufzunehmen, warum machen Ungarn und Slowenien Probleme?"

13.02 Uhr: Kroatien kündigt "neue Methoden" an

Kroatien verschärft seine Gangart in der Flüchtlingskrise. Nach der Ankunft von mehr als 14.000 Menschen innerhalb von zwei Tagen will das Land den Flüchtlingen den Aufenthalt auf seinem Territorium verbieten. "Kroatien kann diese Zahl nicht aufnehmen, solange die anderen wegschauen", sagte Ministerpräsident Zoran Milanovic.

Daher müsse das Land "neue Methoden" anwenden, die sich aber von jenen Ungarns unterscheiden würden. "Die ankommenden Menschen werden sich nicht mehr in Kroatien aufhalten können, außer dass wir ihnen Wasser und Nahrung geben und sie behandeln, wenn sie krank sind", erläuterte der sozialdemokratische Politiker den "Plan B" seiner Regierung.

Eine klare Absage erteilte Milanovic Erwägungen, das jüngste EU-Mitglied zu einem "Hot Spot" für Flüchtlinge zu machen. "Das würde bedeuten, dass Kroatien das Sammelzentrum für Flüchtlinge und Migranten in Europa wäre", sagte er. Zuvor hatte auch schon Italiens Premier Matteo Renzi erklärt, er werde keinem "Hot Spot" - einem gemeinsamen europäisch Registrierzentrum - in Italien zustimmen, solange es keinen Beschluss gebe, dass und wie die Flüchtlinge anschließend von anderen Ländern Europas aufgenommen werden.

12.40 Uhr: Bau von Ungarns Zweit-Zaun schreitet voran

Auch an Ungarns Grenze zu Kroatien wird ein Stacheldraht-Zaun errichtet.

Ungarn nächster Zaun entsteht
Ungarn nächster Zaun entsteht © (c) APA/EPA/BALAZS MOHAI (BALAZS MOHAI)

12.16 Uhr: Schulz warnt vor Zerfall Europas

Vor dem Sondergipfel zur Flüchtlingskrise hat EU-Parlamentspräsident Martin Schulz vor einem Zerfall Europas gewarnt. "Europa ist in einem schlechten Zustand", sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin angesichts des Streits über die Verteilung von Flüchtlingen auf die einzelnen EU-Staaten. "Einige tun viel, andere verweigern sich. Ich finde das schändlich", sagte Schulz, der am heutigen Freitagnachmittag zu einem Treffen mit sozialdemokratischen Spitzenpolitikern in Wien erwartet wird.

12.05 Uhr: Verfassungsschutz: Keine Hinweise auf Einreise von IS-Kämpfern

Der deutsche Verfassungschutz tritt Befürchtungen entgegen, wonach die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" als Flüchtlinge getarnte IS-Kämpfer nach Deutschland zu schicken versucht. Verfassungsschutz und BND seien vielen Hinweisen nachgegangen, hätten aber keine Anzeichen dafür finden können, sagte er. Für Terroristen seien die Flüchtlingsrouten schlicht zu gefährlich, weil sie jederzeit in Lebensgefahr geraten oder auffliegen könnten.

Viele der syrischen und irakischen Flüchtlinge sind vor dem Terror der islamistischen Extremisten des IS auf der Flucht. Dennoch versuchen in Deutschland radikal-islamische Salafisten vereinzelt, unter den Flüchtlingen um Anhänger zu werben. "Wir beobachten, dass Salafisten als Wohltäter und Helfer auftreten, gezielt den Kontakt suchen, in einschlägige Moscheen einladen, um Flüchtlinge für ihre Sache zu rekrutieren", sagte Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen der "Rheinischen Post".  Inzwischen sei der Staatsschutz im Düsseldorfer Polizeipräsidium eingeschaltet.

11.09 Uhr: 1600 Soldaten im Einsatz

In Österreich ist die Lage derzeit ruhig, doch man bereitet sich auf den Ansturm der derzeit in Serbien auf die Einreise wartenden Flüchtlinge vor. Das Bundesheer ist bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise mittlerweile mit fast 1.600 Soldaten im Einsatz. 993 davon sind beim Grenzeinsatz, 583 helfen bei Verpflegung und Transport. Das Militär hat mittlerweile auch einiges an Gerät und Material aufgewendet. 202 Fahrzeuge und zwei Hubschrauber sind im Einsatz.

11.05 Uhr: Kroatien weigert sich, Flüchtlinge aus Slowenien zurückzunehmen

Kroatien weigert sich, eine Gruppe von 150 Flüchtlingen zurückzunehmen, die von der slowenischen Polizei am Donnerstagabend aus einem Zug am Grenzbahnhof Dobova geholt wurden. Slowenien hatte angekündigt, nur Flüchtlinge mit Ausweispapieren einreisen zu lassen. Laut Medienberichten zeigten sie nur eine Bestätigung der kroatischen Polizei, die ihnen auferlegte, das Land innerhalb von 30 Tagen zu verlassen. Sie wurden noch in der Nacht mit einem Sonderzug ins westslowenische Aufnahmelager Postojna gebracht.

Mehr als 100 Flüchtlinge wurden von der slowenischen Polizei in der Nacht auch beim Versuch, über die grüne Grenze von Kroatien ins Land zu kommen, festgenommen. Sie wurden in ein Lager im Grenzort Brezice gebracht, wo sie registriert werden sollten. Dort hielten sich einer Polizeisprecherin zufolge am Freitagvormittag 120 Flüchtlinge auf.

10.51 Uhr: Immer mehr Flüchtlinge aus Serbien

Trotz der Sperrung von sieben Grenzübergängen zu Serbien erreichen immer mehr Flüchtlinge das EU-Mitgliedsland Kroatien. In der Nacht kamen mindestens 30 Busse mit Flüchtlingen an der Grenze an, berichtete der staatliche TV-Sender RTS in Belgrad. Die Flüchtlinge erreichten Kroatien ungehindert über die "grüne Grenze".

Wie das kroatische Innenministerium mitteilte, sind seit Mittwoch bereits 14.000 Flüchtlinge nach Kroatien gekommen. Kroatien muss mit noch deutlich mehr Flüchtlingen rechnen. Aus Mazedonien kämen weiter jeden Tag im Schnitt bis zu 2.000 Menschen, berichtete die Zeitung "Danas" am Freitag in Belgrad unter Berufung auf Helfer.

Wegen des Zustroms entschloss sich das Land am Donnerstagabend, sieben der acht Grenzübergänge zu Serbien zu schließen. Der Nachtzug zwischen Belgrad und Ljubljana stoppte in der Nacht auf Freitag in der serbisch-kroatischen Grenzstadt Sid. Von diesen Maßnahmen ließen sich die Flüchtlinge aber nicht abhalten. Augenzeugenberichten zufolge umgingen zahlreiche Menschen die geschlossenen Grenzstationen über die grüne Grenze.

10.28 Uhr: Team-Spieler Arnautovic setzt sich für Flüchtlinge ein

"Say it loud, say it clear, refugees you're welcome here!" - Laut und deutlich spricht sich der  österreichische Fußball-Teamspieler auf Facebook für einen offenen Umgang mit Flüchtlingen aus. Arnautovic antwortet auf die Nominierung seines ÖFB-Kollegen David Alaba für die #showyourfacechallenge und positionierte sich klar gegen Fremdenhass und Rassismus.

"Ich bin in einem Bezirk aufgewachsen, wo das Zusammenleben mit Migranten ganz normal war. Für mich war und ist es selbstverständlich, Menschen in Not, Menschen die vor Krieg flüchten, mit offenem Herzen zu begegnen und zu helfen", erklärte der Wiener.

Am Ende nominierte Arnautovic seine Nationalteam-Mitspieler Aleksandar Dragovic und Zlatko Junuzovic sowie seinen Manager Leonhard Pranter.

10.05 Uhr: Berlin will Quote auch gegen den Willen der Osteuropäer durchsetzen

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier erhöht den Druck auf die Gegner einer Quote zur Verteilung von Flüchtlingen in Europa. Der SPD-Politiker drohte damit, die Blockierer notfalls zu überstimmen. "Wenn es nicht anders geht, sollten wir ernsthaft erwägen, auch das Instrument der Mehrheitsentscheidung anzuwenden", sagte der SPD-Politiker gegenüber der "Passauer Neuen Presse". Statt den Konsens aller Mitgliedstaaten zu suchen, würden dann eben einzelne überstimmt. Am kommenden Mittwoch wollen sich die Staats- und Regierungschefs zu einem Sondergipfel treffen

10.00 Uhr: Salzburg atmet auf

In Salzburg hat sich die Flüchtlingssituation in der Nacht auf Freitag erstmals deutlich entspannt. Die deutschen Behörden haben gegen Mitternacht noch einen Sonderzug von Salzburg nach Freilassing genehmigt, mit dem rund 600 Menschen die ersehnte Einreise nach Deutschland gelang. Am Grenzübergang Saalbrücke nahmen die Reisenden über die Nacht das Notquartier an. Deutlich verbessert hat sich die Lage am Grenzübergang nach Freilassing, wo am Donnerstag bis zu 400 Flüchtlinge auf die Einreise warteten

9.35 Uhr: "Das schlechtest mögliche Szenario"

Rados Djurovic vom Belgrader Zentrum für Asylschutz, welches die Flüchtlinge rechtlich und psychologisch unterstützt, hat die neu entstandene Situation als das "schlechtest mögliche Szenario" bezeichnet. Serbien dürfte sich in eine Pufferzone für Flüchtlinge verwandeln. Täglich hätten sich in Serbien auch schon bisher zwischen 15.000 und 20.000 Flüchtlinge aufgehalten, nun dürften diese Zahlen stark ansteigen, warnte Djurovic gegenüber dem staatlichen TV-Sender RTS.

Aufbruch: Serbien brechen viele Richtung Kroatien auf, kommen dort dann aber nicht weiter
Aufbruch: Serbien brechen viele Richtung Kroatien auf, kommen dort dann aber nicht weiter © (c) AP (Sandor Ujvari)

Zuletzt waren in Serbien täglich etwa 2.000 Flüchtlinge angekommen. Fast alle wollten sofort weiter Richtung Kroatien ziehen. Nachdem Ungarn seine Grenzen geschlossen hat, versuchen die meisten nun über Kroatien und Slowenien nach Österreich und Deutschland zu gelangen.

9.30 Uhr: Streit um Grenzschließung: Serbien droht Kroatien mit Gericht

Serbien will die Schließung der sieben von insgesamt acht gemeinsamen Grenzübergängen durch Kroatiens vor internationale Gerichte bringen. Er möchte Kroatien und jedes andere Land darauf aufmerksam machen, dass die Schließung von internationalen Wegen nicht infrage komme, erklärte der serbische Arbeitsminister Aleksandar Vulin in einer ersten Reaktion auf die Entscheidung Kroatiens.

"Wir werden nicht die Zeche für die Unfähigkeit anderer zahlen", so Vulin. Serbien habe bisher die Situation mit mehr als 140.000 Flüchtlingen zu meistern gewusst. "Es tut mir leid, dass die kroatische Solidarität und Menschlichkeit nur zwei Tage gedauert hat", unterstrich der Minister. 

9.10 Uhr: Ungarn baut bereits den nächsten Zaun

Um sich weiter abzuschotten, errichtet Ungarn auch an seiner Grenze zu Kroatien einen Zaun, um weitere Flüchtlinge abzuhalten. Dies gab der rechtskonservative Ministerpräsident Viktor Orban am Freitag in der Frühbekannt. "Letzte Nacht wurde mit dem Bau des Zauns an der kroatischen Grenze begonnen", sagte Orban. "600 Soldaten wurden zu dem 41 Kilometer langen Abschnitt beordert, weitere 1000 werden bis zum Wochenende eintreffen." Die Grenze des Landes zu Kroatien hat insgesamt eine Länge von 355 Kilometern.

Am Donnerstag waren erstmals knapp 500 Flüchtlinge aus Kroatien kommend in Ungarn eingetroffen. Insgesamt wurden am Donnerstag 764 Flüchtlinge in Ungarn aufgegriffen, nach 277 am Vortag.

8.45 Uhr: Kroatien macht die Grenzen dicht

Seit Mittwoch gibt es einen großen Zuzug von Flüchtlingen aus Serbien nach Kroatien. Bis 22.00 Uhr am Donnerstag kamen nach Angaben des Innenministeriums rund 11.000 Flüchtlinge ins Land. Innenminister Ranko Ostojic hatte zuvor am Donnerstag angekündigt, dass Kroatien seine Grenze mit Serbien dichtmachen werde, sollte wieder eine so große Zahl an einem Tag ins Land kommen.


Die Schließung betrifft sieben von acht Straßenübergängen, und zwar Tovarnik, Ilok, Ilok 2, Principovac, Principovac 2, Erdut und Batina. Der Grenzübergang Bajakovo an der Autobahn Zagreb-Belgrad steht nicht auf der Liste. Auch Slowenien kontrolliert nun stärker.