"Wir gehen davon aus, dass wir das Hoch aus dem Jahr 2005 um einiges steigern können. Und zwar auf 1 Mrd. Euro in vier bis fünf Jahren", sagte Hans-Jörg Hörtnagl von der Außenwirtschaft Austria (Wirtschaftskammer) am Dienstag im APA-Gespräch. Im Iran lebe eine gut ausgebildete Mittelschicht, die gerne westliche Produkte konsumieren würde. "Es besteht ein riesiger Nachholbedarf in allen Bereichen. Die waren Jahre abgeschnitten", so Hörtnagl.

Chancen für österreichische Firmen sieht Hörtnagl quer durch alle Branchen - vom Straßen- und Tunnelbau sowie Kraftwerksbau über den Öl- und Gasbereich bis hin zu E-Wirtschaft, Maschinen- und Anlagenbau oder der Automobilzulieferindustrie. Im Jahr 2014 exportierten heimische Unternehmen Waren und Dienstleistungen im Volumen von 213 Mio. Euro in den Iran, ein Plus von 16 Prozent gegenüber 2013. Von Jänner bis April 2015 betrug das Exportvolumen 98,5 Mio. Euro (plus 63 Prozent).

OMV sieht "positives Signal"

Das größte Unternehmen in Österreich, der börsennotierte Erdöl- und Gaskonzern OMV, sieht das heutige Agreement als "ein positives Signal". "Jetzt kommt es auf die genauen Inhalte und die Umsetzung an. Für Schlüsse daraus ist es noch viel zu früh", so OMV-Sprecher Johannes Vetter zur APA. Der ehemalige OMV-Chef Gerhard Roiss meinte erst Mitte Juni, dass er davon ausgeht, dass der Iran politisch und wirtschaftlich wieder integriert werde und die OMV darauf vorbereitet sei. Die Nabucco (Gaspipeline-Projekt, Anm.) sei ja ursprünglich auch im Hinblick auf iranisches Gas geplant gewesen, sagte Roiss damals, "auch aus politischen Gründen sind wir dann gescheitert".

Momentan liefert der Iran kaum Produkte nach Österreich. 2014 betrug das Einfuhrvolumen 19 Mio. Euro. In den ersten vier Monaten 2015 lag es bei 3,7 Mio. Euro (minus 64 Prozent). Österreich bezieht vom Iran hauptsächlich Farbstoffe, Teppiche und Trockenfrüchte. Im Jahr 2005 machte das Importvolumen noch zehn Mal so viel aus wie zuletzt - nämlich 190 Mio. Euro. Aufgrund der Sanktionen vielen die Ölimporte weg. Aktuell liegt der Iran lediglich auf Platz 91 der wichtigsten Importländer für Österreich. Das könnte sich jedoch nach dem Atomabkommen ändern.