Im Moment führten er und der EU-Vorsitz Gespräche mit den EU-Staaten, sagte Bettel. Von Verhandlungen will er aber nicht reden. Er wolle eine Lösung, die "zeigt, dass der reichste Kontinent der Welt seiner Verantwortung nachkommt", so der luxemburgische Regierungschef.

"Solidarität soll keine leere Worthülse bleiben, sondern sich konkret ausdrücken in Zahlen, was die Quoten angeht", sagte Bettel. Bisher habe sich gezeigt, dass es keine gemeinsamen Standpunkte gebe. "Wir müssen vermitteln, dass Europa ein großes Projekt ist", so der Premierminister.

Der EU-Gipfel Ende Juni hat sich dazu bereit erklärt, 40.000 Asylbewerber aus Italien und Griechenland auf die anderen EU-Staaten zu verteilen, aber eine von der EU-Kommission geforderte bindende Quote abgelehnt. Die EU-Staaten wollen sich darüber im Konsens verständigen, die meisten osteuropäischen Staaten lehnen eine Verpflichtung zur Aufnahme von Flüchtlingen ab.

Zusätzlich müssen sich die EU-Staaten auf eine freiwillige Verteilung von 20.000 bereits von der UNO anerkannten Flüchtlingen einigen. Es bleibe hier noch immer die Möglichkeit, dass die EU-Kommission einen Gesetzesvorschlag vorlege, sagte Bettel.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sagte, jeder EU-Vorsitz sei schwierig, aber "dieser wird schwieriger als die früheren Vorsitze". Als vorrangige Probleme Europas nannte Juncker die Migration und Griechenland. Auch gebe es "unzählige Problem in der Währungsunion" und eine schwierige Situation an Europas Außengrenze.

Bettel betonte, der EU-Vorsitz wolle die EU auch für Bürger verständlicher machen. Viele Europäer würden Europa nicht mehr verstehen. "Europa - das sind keine außerirdischen Beamten, die in Brüssel tagen. Europa - das sind wir."

Luxemburg habe immer verstanden, Brücken zu schlagen, "es ist ein guter Zeitpunkt das jetzt zu tun", sagte Bettel. Vermitteln will der EU-Vorsitz auch in Fragen des EU-US-Handelsabkommens TTIP. Für 17. November habe Luxemburg dazu eine Konferenz mit Sozialpartnern angesetzt, so Bettel.

Die beiden Luxemburger Juncker und Bettel betonten, sie stünden in engem Kontakt miteinander. Er spreche mit Bettel jeden zweiten Tag, versicherte der EU-Kommissionschef. Meinungsverschiedenheiten "gibt es nicht", betonten beide. Der liberale Bettel löste den Christdemokraten Juncker 2013 nach fast 19 Jahren im Amt als Premier ab. Juncker ist seit 2014 EU-Kommissionschef.