Auf dem Weg über das Mittelmeer kamen nach UN-Schätzungen im Mai allein in diesem Jahr 1.800 Menschen ums Leben. Oft werden die Flüchtlinge von Schleusenbanden in völlig überfüllten Booten transportiert. Die meisten Flüchtlinge kämen aus dem Bürgerkriegsland Syrien. Insgesamt 44.000 Syrer hätten auf dem Seeweg Europa erreicht. Bei der zweit- und drittgrößten Gruppe handle es sich um Flüchtlinge aus Eritrea und Afghanistan.

Die Zahl der Flüchtlinge, die übers Mittelmeer nach Europa kommen, wird nach UN-Einschätzung in den nächsten Monaten weiter steigen. Erfahrungen zeigten, dass in der zweiten Jahreshälfte teils doppelt so viele Menschen ankämen wie im ersten Halbjahr, sagte UN-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres am Mittwoch in Genf. Griechenland hat laut UN inzwischen Italien als erstes Ziel auf europäischem Boden abgelöst.

Zuletzt sei dank des verstärkten Einsatzes von Rettern die Zahl der Ertrunkenen und Vermissten deutlich zurückgegangen. Im ersten Halbjahr waren 1.867 bei der Überfahrt ums Leben gekommen, davon 80 im Mai und Juni. "Der Rückgang bei den Ertrunkenen in den beiden vergangenen Monaten ist ermutigend", sagte Guterres. Es zeige, dass es durch die richtige Politik und einen wirksamen Einsatz auf See möglich sei, Leben zu retten. Allerdings gelte es wachsam zu bleiben. Die Überfahrt bleibe ein hohes Risiko für die Flüchtlinge.

Jeder dritte Flüchtling stammte aus Syrien, sehr viele Menschen kamen außerdem aus Afghanistan und Eritrea. Die meisten von ihnen seien wegen Kriegs, Konflikten und Verfolgung geflohen, hieß es. "Angesichts der Debatten in Europa über den besten Umgang mit dieser zunehmenden Krise muss klar sein: Die meisten Menschen, die übers Meer in Europa ankommen, sind Flüchtlinge, die Schutz vor Krieg und Verfolgung suchen", sagte Guterres.

Die EU-Regierungen haben Ende vergangenen Monats vereinbart, 60.000 Flüchtlinge auf freiwilliger Basis über die EU zu verteilen. 40.000 sollen aus Italien und Griechenland kommen, die bisher die meisten der über das Mittelmeer kommenden Flüchtlinge aufgenommen haben.