Millionen Armenier wurden während des Ersten Weltkriegs aus dem Osmanischen Reich vertrieben oder flohen. Ende des 19. Jahrhunderts lebten im dem Vorläuferstaat der heutigen Türkei etwa 2,5 Millionen Armenier.

Die Regierung der Jungtürken in Konstantinopel sah in der christlichen Minderheit innere Feinde und zweifelte im Weltkrieg an deren Loyalität im Kampf gegen das christliche Russland. Daher begann 1915 die systematische Vertreibung und Vernichtung der Armenier.

Nach unterschiedlichen Schätzungen kamen bei den Deportationen 1915/1916 zwischen 300.000 und 1,5 Millionen Menschen ums Leben. Viele Armenier wurden gezwungen, zum Islam überzutreten. Die Regierung im heutigen Armenien sieht in den Massakern einen Genozid. Historiker sprechen vom "ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts".

1987 stufte auch das Europaparlament die Gräueltaten als Völkermord ein und forderte die Regierung in Ankara auf, dies ebenfalls anzuerkennen. Entsprechende Resolutionen verabschiedeten auch mehr als 20 Einzelstaaten, darunter Belgien, Schweden und Frankreich. Österreich ist nicht darunter. Österreich-Ungarn und das Deutsche Kaiserreich waren im Ersten Weltkrieg mit dem Osmanischen Reich verbündet. In Berlin und Wien wusste man über die Massaker und Vertreibungen Bescheid, ohne dagegen einzuschreiten.

Die Türkei, wo nur noch eine armenische Minderheit lebt, bestreitet, dass es einen Genozid gegeben habe. Die offizielle Linie der türkischen Regierungen bis heute ist, dass es sich damals um Notmaßnahmen handelte, weil zu befürchten war, dass die Armenier mit dem Feind Russland zusammenarbeiten; es habe keinen Völkermord gegeben. Am 24. April gedenken die Ex-Sowjetrepublik Armenien und die Armenier weltweit der Gräueltaten, die vor 100 Jahren begannen. Am jenem Tag 1915 wurde die armenische Elite in Konstantinopel verhaftet. Die Intellektuellen, Politiker und Geistlichen wurden nach Anatolien deportiert, wo die meisten den Tod fanden.