Comey reagierte mit seinen Äußerungen auf die Debatte über unverhältnismäßige Gewalt von Polizisten gegenüber Schwarzen, die in den vergangenen Monaten durch die Tötung mehrerer unbewaffneter Schwarzer ausgelöst worden war. Besonders Polizisten in mehrheitlich von Schwarzen bewohnten Vierteln mit hoher Kriminalität entwickelten unbewusst Vorurteile, sagte Comey.

"Die zwei jungen schwarzen Männer auf der einen Straßenseite sehen so aus wie viele andere, die der Beamte eingesperrt hat. Zwei junge weiße Männer auf der anderen Straßenseite - selbst in denselben Kleidern - tun es nicht", sagte Comey zur Erklärung von Vorurteilen unter Polizisten. Dann entwickle sich eine "mentale Verknüpfung" im Kopf des Beamten, die "fast unwiderstehlich und in gewissem Sinn vielleicht sogar vernünftig" erscheine. Dies führe zu einem anderen Verhalten vieler Polizisten gegenüber Schwarzen, sagte der Direktor der US-Bundespolizei.

Comey räumte einen "Bruch" im Verhältnis zwischen Polizei und schwarzer Bevölkerung ein und rief zu einer offenen Debatte über das Thema auf. Die Ordnungskräfte müssten eingestehen, "dass ein großer Teil unserer Geschichte nicht schön ist", sagte er in Anspielung auf die Zeit der Rassentrennung.

Die Polizei müsse die Sichtweise junger Schwarzer verstehen und ihnen mit "Respekt und Anstand" begegnen, doch müssten auch die Bürger besser verstehen, welch "schwierige und angsterregende Arbeit" die Polizisten verrichteten, sagte Comey. Er rief die Polizeibeamten auf, "aus ihrem Wagen zu steigen - im wörtlichen wie im bildlichen Sinne", und Kontakt zur Bevölkerung zu suchen: "Denn es ist schwer zu hassen, wenn man einander nahe ist."

Eine Reihe von Fällen, bei denen Polizisten unbewaffnete Schwarze erschossen, hatten in den vergangenen Monaten zu landesweiten Protesten in den USA geführt. Prominentester Fall ist der des schwarzen Jugendlichen Michael Brown, der im August in Ferguson im Bundesstaat Missouri von einem Beamten erschossen wurde.

Nach dem Mord an zwei New Yorker Polizisten aus Rache für die getöteten Schwarzen im Dezember wurden aber auch Vorwürfe laut, dass die Debatte zu weit gegangen sei.