Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman hat vor einem "diplomatischen Tsunami" gewarnt, sollte es in Nahost keine neuen Bemühungen um eine regionale Friedensregelung geben. Knapp drei Monate vor Neuwahlen in Israel sprach sich der sonst als ultrarechts bekannte Politiker für neue Friedensgespräche mit den Palästinensern aus, wie die israelische Zeitung "Haaretz" am Mittwoch berichtete. Die Politik des rechtsorientierten Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, der sich nur um eine Wahrung des Status quo bemühe, sei gescheitert, sagte Lieberman den Angaben zufolge am Vortag bei einer Konferenz in Tel Aviv. Ohne Friedensvereinbarung mit den Palästinensern würden die Beziehungen Israels zu Europa und den USA schweren Schaden erleiden, warnte der Vorsitzende der Partei Israel Beitenu (Unser Haus Israel). Dies könne auch die israelische Wirtschaft gefährden.

Vorgehen gegen Hamas "zu zögerlich"

"Wir müssen eine diplomatische Vereinbarung treffen - nicht wegen der Palästinenser oder der Araber, sondern wegen der Juden", sagte Lieberman demnach. Er hatte im Juli das Bündnis seiner Partei mit dem regierenden Likud Netanjahus aufgekündigt. Netanjahus Vorgehen gegen die im Gazastreifen herrschende radikal-islamische Palästinenser-Organisation Hamas kritisierte der Minister als zu zögerlich. Nach Ansicht politischer Beobachter könnte Liebermans Partei bei den kommenden Wahlen "Zünglein an der Waage" zwischen einem Mitte-Rechts- und einem Mitte-Links-Block werden.