Der nächste Präsident von Kroatien heißt mit größter Wahrscheinlichkeit Ivo Josipovic. Bei der am Sonntag abgehaltenen Stichwahl konnte der offizielle Kandidat der oppositionellen Sozialdemokraten (SDP) mit einer unerwartet klaren Mehrheit rechnen. Exit Polls sagten ihm zwischen 64,6 und 65,4 Prozent der Stimmen voraus. Auch vor der Wahl war ihm ein Sieg prognostiziert worden, allerdings in einem geringeren Umfang.

Sein Gegner, der SDP-Dissident und Zagreber Bürgermeister, Milan Bandic, musste sich demnach deutlich geschlagen geben. Die Umfragen wurden im Auftrag der Privatsender "RTL Televizija" und "Nova TV" durchgeführt. Befragt wurden 9500 Wähler in 150 Wahllokalen. Selbst wenn Bandic mit den meisten Stimmen der immerhin rund 400.000 wahlberechtigten Auslandskroaten rechnen kann, dürfte sich am Sieg von Josipovic nichts mehr ändern.

Jurist und Komponist wird Kroatien führen

Daher durfte der SPD-Generalsekretär Igor Dragovan auch frohlocken: "Heute wurde der dritte Präsident Kroatiens gewählt, er heißt Ivo Josipovic. Unser Dank gilt allen, die diesen Sieg ermöglicht haben." Im Lager von Bandic wurde die Niederlage nach den klaren Trends der Exit Polls eingestanden. Immerhin hätten aber rund 35 Prozent der kroatischen Wähler im Kampf "David gegen Goliath" für den unabhängigen Bewerber gestimmt, hieß es.

Der aktuelle Präsident, Stjepan Mesic, ist noch bis Februar im Amt. Er war Anfang 2000 erstmals gewählt worden und durfte nach zwei Amtszeiten heuer nicht mehr antreten.

Die Nachwahlbefragungen hatten sich im ersten Durchgang am 27. Dezember als sehr genau erwiesen. Damals konnte Josipovic laut Exit Polls mit 32,7 Prozent der Stimmen rechnen, Bandic kam auf 14,1 Prozent. Laut offiziellen Ergebnissen hatte Josipovic dann 32,4 Prozent der abgegebenen Stimmen erzielt, Bandic mit 14,8 Prozent den zweiten Platz errungen. Der Kandidat der Regierungspartei HDZ (Kroatische Demokratische Gemeinschaft), Andrija Hebrang, war als Dritter bereits im ersten Durchgang ausgeschieden.

Mit dem Zuschlag für den 52-jährigen Juristen und Komponisten entschieden sich die Kroaten für die in der öffentlichen Wahrnehmung farblosere, dafür aber seriösere und EU-kompatiblere Variante. Dem Kandidaten der oppositionellen SDP (Sozialdemokraten) wird offenbar zugetraut, als weltgewandter Botschafter seinen Landes den Beitritt zur europäischen Union voranzutreiben.

Bandic war bis zu seinem eigenmächtigen Antreten bei den Präsidentenwahlen ebenfalls SDP-Mitglied gewesen, im Gegensatz zu Josipovic scheute er aber nicht davor zurück, auch im nationalistischen und rechten Politspektrum auf Wählerfang gehen. Auch wurden ihm manche unaufgeklärte Korruptionsaffären nachgesagt.

Josipovic, Professor für Völkerrecht und seit 2003 Abgeordneter, kann hingegen auf einen tadellosen Ruf verweisen. Er veröffentlichte vor der Wahl auch seine Besitzverhältnisse. Die Korruption in Kroatien zu bekämpfen, ist auch eines seiner großen Vorhaben für das Präsidentenamt. Er wurde neben der SDP vor allem von den Parteien links der Mitte, der urbanen Bevölkerung sowie von Amtsinhaber Mesic unterstützt.