Groß war die Bestürzung über seinen Rücktritt. Noch größer aber ist das Entsetzen über sein angekündigtes Comeback. Ivo Sanader war von 2003 bis 2009 der wohl erfolgreichste Regierungschef Kroatiens und die mächtigste Figur in der Geschichte seiner Partei. Nach seinem unerklärlichen Rückzug aus der Politik im Juli fiel die Popularität des 56-Jährigen drastisch. Gestern kündigte er an, er werde sein ruhendes Parlamentsmandat antreten und die Ehrenpräsidentschaft seiner konservativen Partei HDZ "aktivieren".

Zur Begründung führte Sanader das katastrophale Abschneiden des HDZ-Kandidaten bei der Präsidentenwahl am 27. Dezember an. Nicht der Grund, so der Ex-Premier, sei jedenfalls die Arbeit seiner Nachfolgerin Jadranka Kosor, die er der "vollen Unterstützung" versicherte. Über seine weiteren Ambitionen schwieg er sich einstweilen aus. "Alles ist möglich", sagte Sanader. Gleichzeitig streute er aber ein wenig Zwietracht zwischen sich und Kosor. Gegangen sei er im Juli, weil er nicht "kroatisches Territorium" an Slowenien habe abtreten wollen, sagte Sanader - eine Spitze gegen den Kompromiss im Grenzstreit um die Bucht von Piran, den Kosor gleich nach ihrem Amtsantritt erreicht hatte.

Heftige Reaktionen

Die Koalitionspartner der Regierungspartei reagierten alle drei heftig. Die sozialliberale Djurdja Adlesic verlangte eine "Aussprache" mit Kosor und warnte vor neuem Einfluss Sanaders. Bauernpartei-Chef Josip Friscic höhnte, Sanader wolle nun "wie mit Noahs Arche die Welt retten". Der Vorsitzende der Serbenpartei Milorad Pupovac meinte, es wäre besser für Kroatien und die Regierung, wenn Sanader draußen bliebe. Wenn nötig, werde er noch vor dem Ende seiner Amtszeit im Februar Neuwahlen ausschreiben, sagte der scheidende Präsident Stipe Mesic. Der aussichtsreichste Kandidat für dessen Nachfolge, der Sozialdemokrat Ivo Josipovic, fürchtet, Sanader werde am Sonntag in der Stichwahl Milan Bandic unterstützen.

Mag Sanader durch seine rätselhafte "Flucht" an Beliebtheit stark eingebüßt haben - Macht steht ihm noch immer zu Gebote. Sieben Jahre lang hatte er die Partei am kurzen Zügel geführt, jeden kennt er, viele hat er in der Hand. In den Wochen vor Weihnachten, als die Affäre um die Hypo Alpe-Adria wieder zum Thema wurde, geriet Sanader unter Korruptionsverdacht. Der Chef der Nationalbank wirft ihm vor, er habe Druck ausgeübt, damit die Bank an die BayernLB verkauft werden konnte. Mitarbeiter eines Tycoons bezichtigen Sanader sogar, von der Hypo Geld genommen zu haben. Sein Mandat sichert ihm Immunität.