Am Rande einer Konferenz zum Thema Demografie in Rom, bei der auch der Papst als Gast gesprochen hat, ist es am Freitag zu Ausschreitungen gekommen. Bei den Spannungen während einer Kundgebung von Feministinnen gegen die Konferenz wurden zwei Polizisten und eine Demonstrantin verletzt, wie italienische Medien berichten.

Zu den Ausschreitungen kam es, als eine Gruppe von Demonstranten von der angegebenen Route abwich, um den Ort zu erreichen, wo die zweitägige Konferenz stattfand. Die Demonstranten behaupteten, dass eine junge Frau geschlagen und mit einem Krankenwagen weggeführt wurde. Etwa 250 Personen beteiligten sich an der Demonstration, bei der gegen angebliche Pläne der Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni, das Abtreibungsrecht einzuschränken, demonstriert wurde. „Wir werden immer und ausschließlich über unsere Körper entscheiden“, erklärten die Demonstrantinnen.

Das zweitägige Treffen steht unter dem Motto „Mehr Kinder, mehr Zukunft“. Im vergangenen Jahr hatte der Papst gemeinsam mit der italienischen Ministerpräsidentin Meloni an der Versammlung teilgenommen. Italien hat seit Jahrzehnten eine der niedrigsten Geburtenraten Europas. 2022 lag sie laut dem italienischen Statistikamt Istat bei 1,24 Kindern pro Frau. In Österreich waren es 1,41 Kinder pro Frau.

Protest von Feministinnen bei Konferenz

Wegen eines heftigen Feministinnen-Protests bei der Demografie-Konferenz am Donnerstag hatte die italienische Familien- und Gleichstellungsministerin Eugenia Roccella eine Rede abbrechen müssen. Als Roccella das Wort ergriff, hielten Personen aus dem Publikum Buchstaben in die Höhe, die das Wort „Ich entscheide selbst“ bildeten. Die Ministerin beschloss daraufhin, ihre Rede abzubrechen, und beklagte „Zensur“. Solidaritätsbekundungen bekam die katholische Ministerin von den regierenden Rechtsparteien und von Premierministerin Meloni, die den Vorfall verurteilte.

Das italienische Parlament hatte kürzlich einem umstrittenen Plan der Regierung Meloni zugestimmt, wonach Organisationen, die „Mutterschaft unterstützen“, in Abtreibungskliniken zugelassen werden sollen, um Frauen von Schwangerschaftsabbrüchen abzuhalten. Familienberatungsstellen, die Teil des öffentlichen Gesundheitswesens sind, bieten Frauen Unterstützung und Dienstleistungen in den Bereichen sexuelle Gesundheit, Schwangerschaft und Mutterschaft einschließlich medizinischer Beratung an. Melonis Partei Fratelli d'Italia gibt an, die neue Bestimmung ziele nur darauf ab, Frauen eine Bedenkzeit zu geben, bevor sie eine endgültige Entscheidung über ihre Schwangerschaft treffen, und greife nicht in ihre Rechte ein.

Ein Gesetz aus dem Jahr 1978 erlaubt Abtreibung in den ersten 90 Tagen der Schwangerschaft. Der Zugang zu Abtreibungen ist in Italien oft schwierig, weil zahlreiche katholische Ärzte in den Krankenhäusern diese ablehnen. In vielen Regionen sind es 80 bzw. 90 Prozent der Ärzte, die Schwangerschaftsabbrüche verweigern. Meloni wiederholte zuletzt, dass sie das Abtreibungsgesetz zwar nicht ändern werde, aber klar machen wolle, dass es „Alternativen zum Schwangerschaftsabbruch“ gebe.