Björn Höcke hat die Provokation als politisches Stilmittel perfektioniert. Dem „Wall Street Journal“ sagte er einmal, es sei ein großes Problem, „Hitler als absolut böse darzustellen“. Auch in anderen Äußerungen überschreitet der ehemalige Geschichtslehrer und heutige Fraktionsvorsitzende der AfD im Thüringer Landtag bewusst die Grenzen des Sagbaren.

AfD führt Umfragen in Thüringen an

Sein Ziel ist klar: Höcke will Aufmerksamkeit. Der Preis dafür scheint ihm egal zu sein. Seit einem Gerichtsurteil von 2019 darf man Höcke offiziell „Faschist“ nennen, ein weiteres Gericht entschied im November 2023, dass auch die Bezeichnung „Nazi“ für Höcke keine Beleidigung sei.

Von den Medien wird der Rechtsaußen-Politiker oft gemieden, auch weil er schon Interviews abgebrochen hat, wenn ihm die Fragen nicht passten. Umso heftiger wird die Einladung Höckes zu einer Diskussionsrunde am Donnerstag in die eine Sendung von „Welt“ diskutiert. Dort soll Höcke mit dem Thüringer CDU-Vorsitzenden Mario Voigt diskutieren.

„Viele fragen mich: Warum machst du das, Mario?“, schreibt er auf X, früher Twitter, und gibt folgende Antworten: „Zehn Jahre lang hat man sich vor dieser Diskussion gedrückt. Es hat nichts gebracht. Heute steht die AfD in Thüringen bei 29 Prozent.“ Ein Wahlsieg der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Partei in Thüringen gilt längst als wahrscheinlich. In Umfragen liegt die CDU neun Prozentpunkte hinter der AfD auf Platz zwei.

SPD empfiehlt „Germany‘s Next Topmodel“

Voigt könnte die Debatte als Chance begreifen, Boden gutzumachen. Doch von der politischen Konkurrenz hagelt es harsche Kritik. „Mit Nazis redet man nicht“, sagt Thüringens Innenminister und SPD-Landeschef Gregor Maier. Die Landtagsfraktion der Kanzlerpartei rät den Fernsehzuschauerinnen und -zuschauern deshalb, lieber „Germany‘s Next Topmodel“ mit Heidi Klum zu schauen als Höcke gegen Voigt.

Die AfD hingegen fühlt sich durch die Teilnahme in ihrem Selbstverständnis als „ganz normale Partei“ bestätigt. „Ich finde es ganz normal, dass sich zwei Konkurrenten im Fernsehen duellieren“, sagt Bundesgeschäftsführer Tino Chrupalla und fügt hinzu, dass Höcke die Positionen der Partei gut darstellen könne.