In Myanmar spitzt sich die Lage weiter zu. Der bewaffnete Widerstand gegen die Militärjunta erobert immer mehr Regionen. Die Armee reagiert darauf mit verstärkten Luftangriffen. Mehr als 18 Millionen Menschen brauchen Hilfe. „Die Situation ist immer angespannter“, sagte Bischof Raymond Sumlut Gam von der katholischen Diözese Banmaw in der Region Kachin laut Kathpress. In der Nähe der Stadt Banmaw komme es derzeit zu schweren Kämpfen und Luftangriffen.

„Wir können den Beschuss von Artillerie und Drohnen sowie die Explosionen der Bomben hören“, berichtete er der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in der Karwoche. „Wir gehen davon aus, dass es in den nächsten Tagen noch schlimmer wird.“

Christliche Kirchen und buddhistische Klöster seien bei den aktuellen Angriffen noch nicht zerstört oder beschädigt worden; bisher seien Priester und Ordensleute in Sicherheit. Doch immer mehr Menschen aus Banmaw flüchteten nach Mandalay oder in abgelegene Bergregionen, so der Bischof, der auch Vorsitzender der Caritas Myanmar ist. Bereits im November musste Bischof Celso Ba Shwe aus seiner Diözese Loikaw im Teilstaat Kayah vor den Kämpfen in die abgelegene Gemeinde Soudu fliehen, nachdem Juntatruppen die Kathedrale besetzt hatten. An eine Osterfeier in seiner Kathedrale sei nicht zu denken.

„Die Soldaten sind immer noch dort und im Pastoralzentrum stationiert. Weitere zwei Pfarrkirchen wurden diesen Monat durch Luftangriffe und Mörserbeschuss zerstört“, sagte der Bischof. „Man ist nirgendwo mehr sicher. Wir müssen jederzeit mit Luftangriffen rechnen.“ Während der Fastenzeit habe er in Flüchtlingslagern mit den Menschen gebetet und „das wenige Essen, das es gibt, geteilt“.

Waffen aus USA und China

Mitte März rief der UNO-Sonderbeauftragte für Myanmar, Tom Andrews, bei der Vorstellung seines Berichts über die Lage in dem Land die internationale Gemeinschaft zu einem „entschiedenen und koordinierten Handeln zum Schutz der Zivilbevölkerung vor den andauernden Gräueltaten“ durch das Militär auf. Seinen Angaben zufolge importierte die Junta 2023 für mehr als eine Milliarde US-Dollar (924,56 Mio. Euro) Waffen. An der Spitze der Lieferanten stehen Russland und China.

Militärs salutieren bei einer Parade anlässlich des 79. Tages der Streitkräfte Myanmars
Militärs salutieren bei einer Parade anlässlich des 79. Tages der Streitkräfte Myanmars © AP / Aung Shine Oo

Weil immer mehr Stellungen der Armee von Truppen des Widerstands erobert werden, setzen die Junta-Generäle zunehmend auf die Luftwaffe. Die Zahl der Luftangriffe auf Dörfer und Widerstandsmilizen hat sich den vergangenen fünf Monaten nach UNO-Angaben verfünffacht. Zur Verstärkung der demoralisierten sowie durch Niederlagen und Desertionen geschwächten Bodentruppen hat das Regime jetzt die Zwangsrekrutierung von Männern und Frauen im wehrfähigen Alter angeordnet. Am schockierendsten sei es, so Andrews, dass auch die vom Militär seit Jahrzehnten verfolgten und unterdrückten muslimischen Rohingya zum Wehrdienst eingezogen würden.

In ganz Myanmar leben nach UNO-Angaben mehr als 2,7 Millionen Flüchtlinge in provisorischen Lagern. Insgesamt seien mindestens 18,6 Millionen Menschen, darunter sechs Millionen Kinder, auf humanitäre Hilfe angewiesen. Für Hilfsorganisationen wird die Arbeit zunehmend schwieriger. Durch den Bürgerkrieg können Lager oft nicht erreicht werden. Zudem nehmen angesichts der weltweiten Inflation und des Hilfsbedarfs in den anderen Krisenregionen die Spenden ab.