Triabunna – auf einer Halbinsel an der Ostküste Tasmaniens gelegen – ist ein windiges und naturbelassenes Fleckchen Erde. Hier gedeiht ein Seetang, den der Australier Sam Elsom „pures Gold“ nennt. Mithilfe der Algen rechnet er sich Chancen im Kampf gegen den Klimawandel aus. Bei dem wertvollen Seetang, den der Australier vor der Küste Triabunnas züchtet, handelt es sich um „Asparagopsis“ – bekannt dafür, dass es Methanemissionen von Nutztieren wie Schafen und Rindern reduziert, wenn sie Futter beigemischt wird.

Elsom hat mit seiner Firma Sea Forest die erste große Asparagopsis-Farm des Landes gegründet. Aus dem Algenextrakt stellt er ein Futterergänzungsmittel her. Untersuchungen deuten darauf hin, dass nur sehr wenig Asparagopsis in das Futter eines Wiederkäuers eingestreut werden muss, um die Methanemissionen zu senken. Bei einer Kuh, die täglich 14 Kilo Trockenmasse zu sich nimmt, müssen gerade mal 50 Gramm der Algen beigemischt werden.

Algen sind grundsätzlich dankbar im Anbau. Sie sind die am schnellsten wachsende Pflanze der Welt – sie wachsen 30 bis 60 Mal schneller als Landpflanzen und absorbieren bis zu fünfmal mehr Kohlendioxid. Umweltexperten haben berechnet, dass die Anwendung des Algenextrakts bei 15 Prozent der weltweiten Rinderpopulation die globalen Emissionen um drei Gigatonnen reduzieren könnten.

Das Potenzial ist noch einmal größer, wenn man sich vor Augen hält, dass mehr als eine Milliarde Rinder und mehr als 1,2 Milliarden Schafe auf der Erde leben, die für 30 Prozent der weltweiten Methanemissionen verantwortlich sind. In Deutschland wurden 2023 fast elf Millionen Rinder gehalten. Methan ist ein Gas mit noch größerer wärmender Wirkung als Kohlendioxid: Das Gas wirkt in der Atmosphäre über 100 Jahre 28 Mal stärker als CO₂.

Jede Kuh emittiert jedes Jahr 100 Kilo des Gases, was bedeutet, dass Viehhaltung 14 Prozent aller vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verschuldet. Methanemissionen zu reduzieren, ist im Kampf gegen den Klimawandel essenziell. Nicht umsonst riefen die USA und die EU eine Initiative zur Reduzierung der Methanemissionen ins Leben, der über 110 Länder beigetreten sind.

Asparagopsis ist zwar in den Gewässern um Australien und Neuseeland beheimatet, aber vielseitig genug, um in anderen Teilen der Welt an Land oder im Meer angebaut zu werden. Laut einer Studie, die im Fachmagazin „Nature Sustainability“ veröffentlicht wurde, könnten Algen eine essenzielle Rolle im Kampf gegen den Klimawandel spielen: Würden Algen zehn Prozent der menschlichen Ernährung abdecken, so würde dies die für Nahrungsmittel benötigte landwirtschaftliche Fläche um 110 Millionen Hektar verringern – eine Fläche doppelt so groß wie Frankreich.

Die globalen landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen könnten um bis zu 2,6 Milliarden Tonnen Kohlendioxid pro Jahr reduziert werden. Es bräuchte allerdings beinahe eine Meeresfläche in der Größe Australiens, um die Algenzucht aufzubauen und Nahrung für Menschen, Futterergänzungsmittel für Rinder und alternative Brennstoffe zu liefern. Ein zusätzliches Plus der Superalgen ist, dass die Gewächse selbst der Atmosphäre Kohlendioxid entziehen, indem sie dieses durch Fotosynthese in organische Biomasse umwandeln.