Sie sind seit vier Monaten im Amt. Gleich zu Beginn, im Februar, hat Sie die Eurofighter-Affäre erwischt. In den USA gab es ein Urteil, das auch auf unlautere Methoden und Schmiergeldzahlungen in Österreich hinwies. Eurofighter-Lieferant hat bereits Kompensationszahlungen für seinerzeitige Geschäfte an die USA, an Deutschland, an England geleistet, an Österreich noch nicht.  „Airbus wird mich noch kennenlernen“, haben Sie damals formuliert. Hat Airbus Sie schon kennengelernt?

KLAUDIA TANNER: Faktum ist, dass die Anzeige, die ich von meinem Vorgänger übernommen habe, eine sehr fundierte Anzeige ist. Die Zuständigkeit ist damit in den Bereich der Justiz übergegangen. Alles, was passiert ist und dazu geführt hat, dass die Steuerzahler geschädigt wurden, muss restlos aufgeklärt werden. Ich bin froh, dass ich den Präsidenten der Finanzprokuratur,  Wolfgang Peschorn, an meiner Seite, an der Seite der Steuerzahler weiß, der als Anwalt der Republik alle notwendigen Schritte setzt. Es gibt ja mehrere Stränge, im Betrugs-Verfahren gegen die Eurofighter-Produzenten sind wir jetzt in die nächste Instanz gegangen, ich erwarte mir, dass da etwas weitergeht.

Sie haben von Airbus die „vollumfassende Kooperation“ und die Nennung der 14 Personen und Organisationen, an die Geld geflossen sein soll, verlangt. Haben Sie schon mehr Klarheit?

Ich gehe davon aus, dass Licht ins Dunkel kommt, dafür ist unsere unabhängige Justiz zuständig. Wir unterstützen die Justiz von unserer Seite her mit allen Mitteln. Dazu gehört der gerade erwähnte Fortsetzungsantrag, den die Finanzprokuratur beim Oberlandesgericht eingebracht hat, nachdem ein Teilstrang eingestellt wurde.

Auch die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hat Beschwerde gegen die Einstellung erhoben, der Generalsekretär im Justizministerium, Christian Pilnacek, hat eine entsprechende Weisung gegeben. War das abgesprochen mit Justizministerin Alma Zadic?

Mein wichtigster Kontakt in alle Richtungen ist die Finanzprokuratur, die den Auftrag hat, alle rechtlichen Schritte zu prüfen. Es geht um Schadenswiedergutmachung, sobald wie möglich. Es ist nicht einzusehen, dass andere Länder unserer „Eurofighter-Schicksalsgemeinschaft“, wie die USA, Deutschland und Großbritannien, Entschädigungen bekommen habe, und Österreich nicht. Die Justiz ist unabhängig. Ich gehe davon aus, dass das Oberlandesgericht eine entsprechende Entscheidung treffen wird.

Airbus hat einen Termin mit Ihnen, bei dem es darum gehen hätte können, abgesagt, weil Sie die Wehrsprecher der Parteien dabei haben wollten. Haben Sie die Lage inzwischen schon im direkten Gespräch mit Airbus erörtert?

Nein. Ich will Transparenz haben, für Vier-Augen-Gespräche hinter verschlossenen Türen bin ich nicht zu haben. Es war immer die fehlende Transparenz, die uns zu schaffen gemacht hat, beim Kauf 2003, beim Vergleich 2007, auch später. Ich will Transparenz und Kosteneffizienz, auch für den Fahrplan zur Sicherung der künftigen Luftraumüberwachung.

Bis wann wird es den geben?

Wie versprochen, Ende Juni. Wir beginnen ja nicht bei Null. Es gab zwei Berichte, die der Generalstab nun zusammenführt. Das Ergebnis wird in die Entscheidung einfließen.

Mit oder ohne Airbus?

Dass Airbus nicht der vertrauenswürdigste Partner ist, haben viele Staaten erlebt. Uns geht es jedenfalls darum, die aktive und passive Luftraumüberwachung sicherzustellen, und zwar möglichst kosteneffizient. Mit der Finanzprokuratur und der immer noch bestehenden Task Force habe ich da erfahrende Berater an meiner Seite.

Angesichts des Umstandes, dass die Saab-105-Flugzeuge ab 2021 keine Starterlaubnis mehr haben, liegt die Vermutung nahe, dass es einer Übergangslösung bedürfen wird.

Das wäre nicht das erste Mal, und, ja: Das liegt nahe.

In der Corona-Krise ist der Höhepunkt überwunden, gerade wurde verkündet, dass die Grenzkontrollen fallen – eines der Haupteinsatzgebiete der Miliz, die gerade erst begonnen hat zu arbeiten. Hätte man nicht doch mit den 2.400 Aufschub-Präsenzdienern, zusätzlich zu den 15.000 Berufssoldaten, das Auslangen gefunden?

Es ging darum, die Durchhaltefähigkeit sicherzustellen, und es lief alles nach Plan: die Verlängerung der Grundwehrdiener um zwei Monate, die Einberufung und Einschulung der Miliz. Die Soldaten waren auch im Lebensmittelhandel, in den Pharmakonzernen, in der Gebäudesicherung im Einsatz, die zivilen Bereiche zahlen dafür. Es bedurfte einer gewissen Mannstärke, um das sieben Tage in der Woche sicherzustellen.  Jetzt werden wir prüfen, welche neuen Anforderungen allenfalls auf uns zukommen. Der Beschluss über die Grenzöffnung ist ja erst wenige Stunden alt. Wir haben immer gesagt, der Einsatz läuft bis maximal Ende Juli. Wenn die Anforderungen sinken, wird er früher enden.

Es hat zwei Monate gedauert, bis die Miliz einsatzbereit war. Was haben Sie aus dem Corona-Einsatz gelernt? Soll es künftig schneller gehen?

Dass wir uns um das Milizsystem kümmern, steht im Regierungsprogramm, konkret steht dort: „Wiederherstellung des verfassungsmäßigen Zustands des Österreichischen Bundesheers nach den Grundsätzen eines Milizsystems.“ Es braucht mehr an Übungen, mehr an Ausstattung. Im Budget 2020 sind schon 17,4 Millionen Euro (von insgesamt 52 Millionen) zusätzlich für 200 MAN-Lastwägen vorgesehen. Dazu kommen 37,5 Millionen Euro (von insgesamt 62,5 Millionen) für drei Black-Hawk-Hubschrauber sowie 15 Millionen für Weitere LKWs und geländegängige Fahrzeuge. Sicherheit zum Nulltarif kann es nicht geben. Ab dem hinkommenden Jahr steht der Ersatz der Allouette-III-Hubschrauber an.

Bis wann wird das Gesamtkonzept für die Miliz Neu stehen? Bis Ende des Jahres?

Ich hoffe.

Sie sind jetzt seit vier Monaten im Amt. Was fordert Sie am meisten?

Wenn ich daran denke, wie sehr das Bundesheer im Eck gestanden ist, nicht nur finanziell… Ich betrachte es als meine Aufgabe, das Heer wieder in die Mitte der Gesellschaft zu führen, und vieles ist da in den vergangenen Wochen gelungen. Das gibt mir Energie. Energie nimmt es einem, wenn man sich mit Fragen beschäftigen muss, die seit Jahren und Jahrzehnten im Raum stehen – wie eben mit dem Eurofighter-Thema.