Nordkorea wird sich laut seinem Machthaber Kim Jong-un nicht mehr an das Moratorium für Atomversuche und Tests von Interkontinentalraketen halten. "Die Welt wird eine neue strategische Waffe erleben", kündigte er an. Sein Land werde "schockierende reale Maßnahmen" ergreifen. "Wir können unsere Würde niemals verkaufen", so Kim.

Die USA, die zunächst noch hoffnungsvoll auf die neuen Meldungen aus Pjöngjang reagiert hatten, bezeichneten Nordkoreas Beendigung seines Moratoriums als "schwere Enttäuschung". Wenn Kim sich nicht länger an die gegenüber US-Präsident Donald Trump eingegangenen Verpflichtungen halte, sei dies "tief enttäuschend", sagte US-Außenminister Mike Pompeo am Dienstabend (Ortszeit) in Washington.

Pompeo äußerte in Fernsehinterviews aber die Hoffnung, dass Kim seine Entscheidung "überdenken" und weiter den "Pfad der Diplomatie" beschreiten werde. Seine Regierung habe die Hoffnung, dass Kim "Frieden und Wohlstand gegenüber Konflikt und Krieg vorziehen wird", sagte der Außenminister dem Sender Fox News. Die USA hätten sich an die gegenüber eingegangenen Verpflichtungen gehalten. "Wir wollen Frieden, keine Konfrontation", sagte Pompeo im Sender CBS.

Verhandlungen liegen auf Eis

Mit Kims Ankündigung drohen die diplomatischen Bemühungen der vergangenen zwei Jahre zur Beilegung des Atomkonflikts zwischen Nordkorea und den USA zu scheitern. Kim hatte im April 2018 überraschend den vorläufigen Verzicht auf Atom- und Raketentests erklärt und die Schließung eines Testgeländes verkündet. Die Ankündigung erfolgte kurz vor einem Gipfeltreffen Kims mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in. In den vergangenen Tagen hatte er bereits "diplomatische und militärische Gegenmaßnahmen" für die Sicherheit und Souveränität des Landes angekündigt.

Die Atomverhandlungen zwischen Pjöngjang und Washington liegen seit einem gescheiterten Gipfeltreffen zwischen Kim und Trump im Februar auf Eis. Nordkorea verlangte von den USA zuletzt Zugeständnisse bis zum Jahresende - andernfalls werde das Land einen "neuen Weg" einschlagen und mit einem "Weihnachtsgeschenk" aufwarten. Experten gehen davon aus, dass Nordkorea den Test einer Interkontinentalrakete plant.

Das isolierte Land steht wegen seines Atomprogramms unter strikten US- und UNO-Sanktionen. Nach seinem Moratorium für Atomversuche und für Tests von Interkontinentalraketen im vergangenen Jahr hatte Pjöngjang vergeblich auf eine Aufhebung der Sanktionen gehofft. Seit Wochen verschärft Pjöngjang den Ton, zudem testete es wiederholt Raketen und verstieß damit gegen UNO-Resolutionen.