Er ist so etwas wie die neue Hoffnungsfigur militanter katholischer Traditionalisten. Alexander Tschugguel stammt aus Wien, ist ein 26-jähriger Student und will den katholischen Glauben vor seiner vermeintlichen Zerstörung retten.

Als im Vatikan 200 Bischöfe während der Amazonas-Synode über neue Wege für die Kirche berieten, schlich sich der Wiener in die Kirche Santa Maria in Traspontina, entwendete dort drei Figuren der Pachamama, einer mütterlichen Holzfigur aus Lateinamerika, und warf sie in den Tiber. Weil Tschugguel seine Tat filmte und ins Internet stellte, machte sie die Runde. Am Ende der Synode entschuldigte sich Papst Franziskus für die Geste bei denjenigen, die sich verletzt fühlten.

Alexander Tschugguel  entwendete die indigenen Statuen und warf sie in den Tiber
Alexander Tschugguel entwendete die indigenen Statuen und warf sie in den Tiber © (c) APA/HERBERT P. OCZERET (HERBERT P. OCZERET)

Nun hat Tschugguel sich zur Tat bekannt. Sein Motiv ist, dass die Verehrung der Frauen-Statuen aus Holz, die wahlweise das Leben oder „Mutter Erde“ symbolisieren sollen und bei Indigenen in Lateinamerika populär sind, gegen das erste Gebot verstoße. „Du sollst keine Götter neben mir haben“, lautet es.

Dass Franziskus die Figuren im Rahmen der Synode nicht nur bei einer Zeremonie im Vatikan, sondern auch zur Messfeier in den Petersdom zugelassen habe und Indigene drei Figuren nach einer Prozession in der Kirche in Vatikannähe zurücklassen durften, kommt für Tschugguel Götzendienerei und der Infragestellung des katholischen Glaubens gleich.

Tschugguel, der gute Drähte zu erzkonservativen Klerikern hat, im Alter von 15 Jahren vom Protestantismus zum Katholizismus konvertierte, wird für seine Tat in radikalen Internetforen verehrt. „Herr Tschugguel ein herzliches Danke für das Lichten der Nebelschwaden, die die Wahrheit des Glaubens verdunkelt haben“, schreibt eine Anhängerin. In Mexiko-City verbrannten Fanatiker Pachamama-Figuren und assistierten einem Exorzismus. Auch die deutschen Kardinäle Walter Brandmüller und Gerhard Ludwig Müller hielten nicht den Statuenklau, sondern das Aufstellen der Figuren in Santa Maria in Traspontina für einen Skandal.

Auffällig ist auch die österreichische Komponente im Streit um den Kurs der Kirche. Auf der Amazonas-Synode wurde erstmals offiziell ein Abweichen vom Pflichtzölibat und mehr Einfluss für Frauen in der Kirche gefordert. Als Architekt dieses Wandels gilt der seit Langem am Amazonas wirkende Bischof Erwin Kräutler aus Vorarlberg.

Tschugguel, der Geschichte studierte, hat übrigens auch den „Marsch für das Leben“ in Wien organisiert, eine Veranstaltung von Abtreibungsgegnern. Die Ironie der Geschichte: Die Pachamamas, die angeblich heidnischen Holzfiguren, die der Wiener voll missionarischen Elans in den Tiber warf, symbolisieren eine schwangere Frau mit Baby im Bauch.

Scharfe Kritik von Kardinal Schönborn

Ein Vorgehen, das auch Kardinal Christoph Schönborn als „skandalös und empörend“ verurteilt. „Wer ,pro life‘ ist, sollte in dieser Statue ein deutliches Zeichen für das Leben sehen“, sagte der Wiener Erzbischof, der an der Seite von Franziskus steht. Er selbst sei in der Synodenaula gegenüber einer Statue gesessen, die eine schwangere Frau zeigt. Diese sei für ihn Ausdruck für die Sensibilität der Indigenen für die Heiligkeit des Lebens, für die sich die katholische Kirche dezidiert einsetze.