Fast zeitgleich starteten auf den Flughäfen in Kiew und in Moskau am Samstag Maschinen mit den freigelassenen Gefangenen, wie ukrainische und russische Fernsehsender zeigten.

Auf dem Airport Wnukowo-2 in Moskau hob ein Flugzeug unter anderem mit den seit November inhaftierten 24 ukrainischen Seeleuten an Bord ab. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fuhr zum Kiewer Flughafen Borispol, um die Männer in Empfang zu nehmen. Ausgetauscht werden sollten auf jeder Seite 35 Gefangene. Offiziell bestätigt war das aber nicht.

An Bord der Maschine war auch der ukrainische Regisseur Oleg Senzow, der bekannteste politische Gefangene aus der Ukraine. Er war 2014 festgenommen worden und verbüßt in einer Strafkolonie im russischen Teil der Arktis eine 20-jährige Haftstrafe wegen "terroristischer Angriffe" auf der 2014 von Russland annektierten Krim-Halbinsel.

Regisseur Oleg Senzow umarmt seine Tochter Alina
Regisseur Oleg Senzow umarmt seine Tochter Alina © APA/AFP/SERGEI SUPINSKY

Weitere Freigelassene sind der russische Luftabwehrspezialist Wladimir Zemach, der ukrainischstämmige Journalist Kirilo Wischinski, der ukrainische Blogger Pawlo Gryb und der ukrainische Journalist Roman Suschtschenko.

Seegerichtshof forderte Freilassung

In Kiew hatte Selenskyj immer wieder versprochen, alles für die Freilassung der ukrainischen Seeleute zu tun. Der Internationale Seegerichtshof in Hamburg hatte bereits im Mai ihre Freilassung gefordert. Zuvor hatte Selenskyj am Freitagabend mehrere Inhaftierte begnadigt und damit den Austausch mit Russland vorbereitet. Präsident Wladimir Putin hatte den Austausch als eine konkrete humanitäre Aktion angekündigt.

Die nun freigelassenen Seeleute waren Ende November mit ihrem Schiff auf dem Weg vom Schwarzen ins Asowsche Meer vor der Halbinsel Krim vom russischen Grenzschutz gewaltsam gestoppt worden. Moskau wollte die Matrosen wegen Grenzverletzung bestrafen. Ihnen drohten jeweils lange Haftstrafen.

Ein solcher Austausch von Gefangenen gilt als ein wichtiger Erfolg für Staatschef Selensky in Kiew. Er hatte im Mai in seiner ersten Rede im Amt gesagt, dass die Rückkehr der Ukrainer für ihn Priorität habe.

Hintergrund ist der Konflikt zwischen beiden Ex-Sowjetrepubliken. Russland hatte vor gut fünf Jahren die ukrainische Halbinsel Krim annektiert. Seit 2014 stehen zudem Teile der ostukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk an der Grenze zu Russland unter Kontrolle von Aufständischen, die von Moskau unterstützt werden. Bei Kämpfen dort wurden nach UN-Schätzungen rund 13.000 Menschen getötet.

Auch der in der Ukraine festgehaltene Wladimir Zemach kam frei, hieß es aus ukrainischen Regierungskreisen. Er soll für die Luftabwehr der prorussischen Separatisten in Donezk zuständig und am Abschuss der Passagiermaschine des Flugs MH17 über der Ostukraine beteiligt gewesen sein. In einem offenen Brief hatten am Mittwoch 40 EU-Abgeordnete den ukrainischen Staatschef Selenskyj davor gewarnt, den "Hauptverdächtigen" Zemach nach Russland ausreisen zu lassen.