Die glanzvollen Termine von US-Präsident Donald Trump in Großbritannien - Staatsbankett mit der Queen, Tee mit dem Thronfolger - können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auf seiner Europa-Reise ruppig zugehen könnte.

Die Queen wird Trump auch wieder treffen
Die Queen wird Trump auch wieder treffen © APA/Getty Images/POOL/CHRIS JACK

Zwar ist der Auftakt am Montag Königin Elizabeth II. und ihrer Familie gewidmet. Es folgt am Dienstag allerdings ein Treffen mit Premierministerin Theresa May, bei dem Trump zu harten Maßnahmen gegen den chinesischen Netzwerkausrüster Huawei drängen dürfte. Schon vor seinem Besuch erregte der US-Präsident mit der Äußerung Unmut, er hielte Ex-Außenminister Boris Johnson für einen "sehr guten Premierminister". Oppositionsführer Jeremy Corbyn warf Trump daraufhin Einmischung in das Rennen um Mays Nachfolge als Premierministerin vor.Schon bei seinem vorherigen Besuch auf der Insel im Juli hatte Trump Mays Rivalen Johnson als großartigen potenziellen Regierungschef gelobt sowie den Verhandlungsstil der Regierungschefin bei den Brexit-Gesprächen kritisiert und damit für Irritationen gesorgt. Auch diesmal hielt er mit Ratschlägen zum Thema Brexit nicht hinter den Berg: Die Briten müssten den EU-Austritt noch in diesem Jahr schaffen. "Sie müssen es hinbekommen. Sie müssen den Deal abschließen", sagte er der britischen Zeitung "Sunday Times". Wenn sich die EU den Forderungen Großbritanniens nicht beuge, sollten sich die Briten weigern, die Brexit-Abschlussrechnung von 39 Milliarden Pfund zu zahlen und die Verhandlungen scheitern lassen. Bereits am Donnerstag hatte Trump neben Johnson mit Nigel Farage einen zweiten Brexit-Hardliner seine Freunde genannt. Sollte er sich in Großbritannien mit einem der beiden Politiker treffen, könnte dies als Brüskierung Mays angesehen werden.

"Karneval des Widerstands" angekündigt

In den vergangenen Tagen haben Mitglieder der US-Regierung bereits die Themen Huawei und Brexit angestoßen. US-Außenminister Mike Pompeo forderte, die Briten müssten ihre Haltung gegenüber China und dem Netzwerkausrüster ändern. Die Regierung in London soll Huawei wegen Spionagebedenken vom Aufbau des 5G-Mobilfunknetzes im Königreich ausschließen. Der Nationale Sicherheitsberater der USA, John Bolton, erklärte seinerseits in London, sein Land wolle sich zwar nicht in den britischen Streit über den EU-Austritt einmischen. Allerdings wies Bolton gleichzeitig Bedenken gegen den Brexit zurück: "Wissen Sie, Amerika hat auch mal seine Unabhängigkeit erklärt. Wir sind da ganz gut rausgekommen."

Britische Demonstranten wollen ihrerseits nicht zimperlich mit dem Staatsgast umgehen. Bei einem "Karneval des Widerstandes" soll wieder ein Riesenballon aufsteigen, der Trump als orangefarbenes Baby mit einem Smartphone zeigt. "Wir wollen Donald Trump verspotten", sagte der Designer des Ballons, Matt Bonner, der Nachrichtenagentur Reuters. "Damit er mal sieht, wie das ist."

Am Mittwoch soll Trump in Südengland an den Gedenkfeiern zur Normandie-Landung im Zweiten Weltkrieg teilnehmen. Dort wird auch Merkel erwartet. Anschließend reist Trump nach Irland und trifft dort Ministerpräsident Leo Varadkar. Am Donnerstag ist eine weitere D-Day-Feier in Frankreich geplant. Möglicherweise wird Trump dann am Freitag erneut nach Irland reisen, wo er einen Golfclub besitzt.

12.000 Menschen werden erwartet

Beim Besuch des US-Präsidenten auf dem amerikanischen Militärfriedhof im nordfranzösischen Colleville-sur-Mer werden an diesem Donnerstag etwa 12.000 Menschen erwartet. "Es wird sehr viel Publikum geben", sagte der Direktor des Friedhofs, Scott Desjardins, der Deutschen Presse-Agentur.

Trump kommt aus Anlass der alliierten Landung in der Normandie vor 75 Jahren und wird von seinem französischen Kollegen Emmanuel Macron empfangen werden. Beide wollen bei der Gedenkfeier kurze Reden halten. Es wird massive Sicherheitsvorkehrungen inner- und außerhalb des Areals, das in der Nähe des damaligen US-Landungsbereichs Omaha Beach nordwestlich von Bayeux liegt, geben.

Präsidentenbesuche auf dem Friedhof mit 9380 Soldatengräbern seien nicht außergewöhnlich, sagte Desjardins. "Der erste Präsident, der gekommen ist, war Jimmy Carter im Jahr 1978." Seitdem seien mehrere Amtsnachfolger in die Normandie gereist, unter ihnen Ronald Reagan oder Barack Obama.

Desjardins hob die Bedeutung des 75. Jahrestages des D-Days für die USA hervor. "Wir denken, es wird das letzte Mal sein, dass wir einer stattlichen Zahl von Veteranen für die Opfer danken können, die sie gebracht haben." Es würden mindestens 160 Weltkriegsteilnehmer aus den USA erwartet, der älteste bisher angemeldete sei 102 Jahre alt.

Der Friedhof wird von der American Battle Monuments Commission (ABMC) unterhalten, einer öffentlichen US-Einrichtung, die zahlreiche Militärfriedhöfe außerhalb der USA verwaltet. In Colleville-sur-Mer werden im laufenden Jahr rund zwei Millionen Besucher erwartet, das wären rund 300.000 Menschen mehr als im Jahr zuvor. Die Gäste kommen hauptsächlich aus Frankreich, es folgen die US-Amerikaner. "Wir haben auch mehr und mehr Besucher aus Deutschland", sagte Desjardins.