Bundeskanzler Christian Kern will sich an einer Debatte über die Nachfolge der am Donnerstag abends verstorbenen Gesundheitsministerin nicht beteiligen. „Die nächsten Tage gehören der Trauer“, meinte er am Freitag vormittags bei einem Kurztermin beim Bundespräsidenten in der Hofburg. Vorübergehend wurde Sozialminister Alois Stöger mit den Gesundheitsagenden betraut.

Allgemein ist davon auszugehen, dass die SPÖ einmal das Begräbnis abwartet, erst danach wird die Nachfolge fixiert, ein Parteipräsidium einberufen und die Entscheidung verkündet werden. Stöger als Gesundheitsminister bleibt wohl  ein Provisorium.

Der strengen Parteilogik zufolge müsste die Wahl auf eine Frau, die aus der Gewerkschaft kommt und Wiener ist, fallen. Insider rechnen damit, dass zumindest eine Frau das Rennen macht. Oberhauser war auch Frauenministerin, ein Mann würde die Balance im roten Regierungsteam auf den Kopf stellen.

Ob  Gewerkschaft bzw das rote Wien zum Zug kommen, ist keineswegs sicher. Die Wiener SPÖ durchläuft gerade schwere interne Turbulenzen, das schwächt deren Schlagkraft und Einflussmöglichkeit. Auch der ÖGB hat schon bessere Tage erlebt, nach Oberhausers Tod ist Stöger der einzige echte Gewerkschaft im roten Regierungsteam. Mit einer größeren Regierungsumbildung ist nicht zu rechnen.

Kern durchlebt derzeit auch innerparteilich einen solchen Höhenflug, dass er wohl weitgehend freie Hand bei der Regelung der Nachfolge hat und nicht auf interne Befindlichkeiten und Notwendigkeiten Rücksicht nehmen muss. In politischen Zirkeln wird Pamela Rendi-Wagner als mögliche Ministerin gehandelt. Die 45-jährige ist Medizinerin, forschte als Wissenschafterin im In- und im Ausland und leitet seit 2011 die Gesundheitssektion im Gesundheitsministerium. Einer breiteren Öffentlichkeit ist sie durch ihre kompetenten Auftritte bei Gesundheits- oder Hygienekrise im Fernsehen bekannt.